FUNDRAISING-PRAXIS

Münzen kostenfrei aufs Vereinskonto

Die Deutschen sind das Volk mit dem meisten Bargeld in der Tasche, wie eine aktuelle Untersuchung in Europa gerade ergab.
Die Deutschen sind das Volk mit dem meisten Bargeld in der Tasche, wie eine aktuelle Untersuchung in Europa gerade ergab.

Bargeld ist das Zahlungsmittel, dessen Annahme nicht verweigert werden kann. Denkt man. Trotzdem gibt es immer mehr Schwierigkeiten Münzen aus Kollekten, Straßensammlungen oder Tombolas aufs Konto zu bekommen. Verlangt werden dafür oft Gebühren. Aber es gibt Ausnahmen.

Die Deutschen sind das Volk mit dem meisten Bargeld in der Tasche, wie eine aktuelle Untersuchung in Europa gerade ergab. Vielleicht erklärt das auch die Liebe zum Hartgeld. In anderen Ländern wäre das unmöglich. In Südafrika ist es schon aus Gründen des Selbstschutzes besser, ohne Bargeld unterwegs zu sein. Viele Südafrikaner bezahlen deshalb mittlerweile elektronisch. Aber nicht per Karte sondern mit ihrem Mobiltelefon.

In Schweden dagegen hat die Zeit des bargeldlosen Zahlungsverkehrs schon begonnen, wie ein Artikel der New York Times zeigt. In der Filadelfia-Kirche in Stockholm steht deshalb ein „Kollektomat“, der es ermöglicht, den „Zehnten“ per Karte zu zahlen. Nur 15 rozent der Spenden an die Kirche sind noch bar. Hier gibt es auch Geschäfte, wie auch in Dänemark oder den Niederlanden, in denen gar kein Bargeld mehr angenommen wird. Das geht in Deutschland so nicht. Hier herrscht Annahmezwang von mindestens 50 Münzen. Und die Deutschen wollen darauf auch nicht verzichten: Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov lehnen es 74 Prozent der Deutschen ab, nur elektronisch zu bezahlen.

Für viele Non-Profit-Organisationen sind die kleinen Münzen auch eine wichtige Einnahmequelle. Die Seenotretter nehmen mit ihren Spenden-Schiffchen genauso wie das Kinderhilfswerk mit seinen achteckigen Dosen jährlich einen Millionenbetrag ein. Das bereits diskutierte Verbot von ein- und zwei-Cent-Münzen, weil die kleinen Kupferlinge bereits mehr kosten als sie wert sind, würde laut Kinderhilfswerk einen Ausfall von einem hohen sechsstelligen Bereich bedeuten. Immerhin über 50.000 Dosen hat das Hilfswerk bundesweit aufgestellt und sammelt den kleinen Rest des Wechselgeldes am Point of Sale. Kein Wunder, wird doch die Hälfte aller Umsätze im deutschen Einzelhandel noch mit Bargeld beglichen. Legt man die Anzahl der Einkäufe zugrunde, liegt die Bargeld-Quote sogar bei knapp 80 Prozent, weil vor allem der kleine Einkauf eher mit Münzen und Scheinen erledigt wird.

Gebührenrechnung der Sparkasse
Gebührenrechnung der Sparkasse

Doch seit einiger Zeit wird das Bargeld teuer, denn eine neue EU-Richtlinie verpflichtet die Banken das Münzgeld auf Falschgeld zu prüfen. Zugelassen sind dafür nur Maschinen mit Sicherheitszertifikat von der Bundesbank, Kostenpunkt rund 200.000 Euro. Dieser Aufwand schlägt sich in den Gebühren wieder, die Banken jetzt von ihren Kunden erheben. Hohe Kosten sind kein Einzelfall.

Doch wohin mit dem ganzen Kleingeld? Eine schnelle Facebook-Umfrage unter Fundraiserinnen und Fundraisern der Evangelischen Landeskirchen ergab, dass sie die Gebühren bezahlen. Meist aus Haushaltsmitteln, um die Spende nicht zu schmälern. Das Geld zu sammeln und erst bei größeren Beträgen zur Bank zu schaffen, um so die Gebühren zu verringern, ist aus Sicherheitsgründen keine gute Lösung.

Wohl dem, der eine Bundesbankfiliale in seiner Nähe hat. Die Bundesbank ist nach dem Münzgesetz in §3 Abs. 2 verpflichtet Euro-Münzen und deutsche Euro-Gedenkmünzen in unbegrenzter Zahl und unbegrenzter Höhe als Zahlungsmittel anzunehmen oder in andere gesetzliche Zahlungsmittel umzutauschen.

Doch auch einige Privatbanken machen für gemeinnützige Organisationen Ausnahmen. Die Deutsche Bank und die Commerzbank gehören dazu. Allerdings muss man Kunde der Bank sein. Auch die Postbank setzt einen kostenfreien „Cash-Recycler“ für den Umtausch ein.

Bei den Sparkassen und Volksbanken wird es unübersichtlicher. Einige haben Gebühren, andere nicht. Die Sparkasse Dachau zum Beispiel hat sich sogar neu Automaten angeschafft um die Münzannahme kosteneffizient durchzuführen. Die Ostsächsische Sparkasse dagegen schaffte alle Münzeinzahlungsautomaten mit der Einführung der EU-Richtlinie ab und nimmt nur noch Geld in sogenannten Safe-Bags an, die dann von zwei Mitarbeitern unabhängig voneinander geprüft und dem Giro-Konto gegen Gebühr gutgeschrieben werden. Die Volksbank nimmt erst ab 100 Euro Gebühren. Aber auch hier gibt es wohl Ausnahmen. 50 Münzen sind aber bei allen Banken generell frei. Eine generelle Lösung für das Problem ist das aber nicht. Wer seine Kollekte oder andere Sammlungserlöse also gebührenfrei aufs Konto haben möchte, sollte sich vorher bei seiner Bank über die Gebühren für die Annahme informieren, oder bei einer anderen Bank ein Konto eröffnen. Dabei ist aber auf die regelmäßigen Bankgebühren zu achten.

(Bilder: Statista, EZB 2017; Facebook, „AntiBILD“ 2017)

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