FUNDRAISING-PRAXIS

Mit Legos zu Spenden und Aufmerksamkeit

Feierliche „Schlüsselübergabe“ an Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung (Dritter von links)
Feierliche „Schlüsselübergabe“ an Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung
(Dritter von links)

Eine Kapitalkampagne startet öffentlich möglichst mit viel Medienresonanz. Das Jüdische Museum Franken in Fürth nutzte dafür die bekannten LEGO-Steine und ließ daraus das Rathaus der Stadt von Fürther Spenderinnen und Spendern für den guten Zweck nachbauen.

Alle haben mit angepackt. Stein für Stein. Kinder, Jugendliche, Erwachsene – sogar Rentner wurden bei der Aktion „Fürth baut sein Rathaus aus LEGO“ wieder zum Kind. Gemeinsam haben sie im vergangenen Juli aus über 50.000 Plastiksteinen das Fürther Rathaus nachgebaut und für den Neubau des Jüdischen Museums Franken gespendet.

Ins Leben gerufen hat diese Aktion die Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“, um ihre Spendenkampagne „Offen für Neues I Open your Mind“ für den Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken in Fürth regional und überregional bekannt zu machen und gleichzeitig Spenden zu sammeln. Ziel der Kampagne ist es, Menschen für ein respektvolles, offenes Miteinander der Religionen und Kulturen zu begeistern und Spenden in Höhe von 1,3 Millionen Euro zu sammeln.

Die Spendenkampagne richtete sich am Anfang an große Spenderinnen und Spender. „Eingeworben hat das Fundraising bis zum heutigen Tag 575.000 Euro über Raumpatenschaften, Steinpatenschaften, die Lego-Aktion und weitere Spenden. Den Rest von 725.000 Euro teilen sich zwischen dem Förderverein und Akteuren der Fundraising-Kampagne auf, wobei der Förderverein einen größeren Betrag geben wird. Über die Kampagne müssen noch etwa 300.000 Euro eingeworben werden“, berichtet Karin Heinzler von der Stiftung Sozial.Stark.Fürth über den aktuellen Stand.


Kleinspender begeistern

Die Idee für die Lego-Aktion kam der Stiftung, weil nun auch Kleinspender angesprochen werden sollten. Jeder sollte seinen Beitrag leisten können und Spaß dabei haben. Eine geplante Lego-Ausstellung in Neumarkt in Fürth kam da gerade Recht, und die Idee war geboren: Warum eigentlich nicht das Wahrzeichen von Fürth – das Rathaus – mit Lego-Steinen nachbauen und daraus eine Crowdfunding-Aktion machen? Schnell war das Projekt in das 200-jährige Stadtjubiläum der Stadt Fürth integriert und mit der VR-Bank ein Hauptsponsor gefunden. Ein dreiviertel Jahr lang entwarf LEGO-Künstler Herbert Meier Stein für Stein ein 2,3 mal 2,3 Meter großes Modell des Rathauses. Ob Turmfalke, Busfahrpläne oder Geranien auf dem Balkon – nicht das kleinste Detail durfte dabei fehlen.


Sponsoring und Sachspenden

Zeitgleich reifte beim zweiköpfigen Fundraising-Team Karin Heinzler und Annemarie Schütz Schritt für Schritt der Plan heran: Für einen Euro Spende pro Baustein sollte jeder an drei Aktionstagen das Fürther Rathaus mitbauen können. Gutscheine für je zehn Bausteine wurden gedruckt und waren bereits mehrere Monate vor der Aktion in einer Art „Vorverkauf“ erhältlich. Doch damit nicht genug. Zusätzlich hatten Privatpersonen ebenso wie Unternehmen die Möglichkeit, sich am Modell verewigen zu lassen. Persönliche Fotos und Firmenlogos wurden auf die im Innenhof des Miniatur-Rathauses ausgelegten LEGO-Fliesen gedruckt. Für größere Summen durften Firmen sogar original nachgebaute LEGO-Busse, -Autos, -LKWs oder -Litfaßsäulen mit ihrem Logo versehen. Lego selbst beteiligte sich allerdings nicht, weil nach den Richtlinien des Unternehmens religiöse Organisationen nicht unterstützt werden.

15.000 Euro brachte das „Spendenrathaus“ ein.
15.000 Euro brachte das „Spendenrathaus“ ein.

Mit Unternehmen telefoniert

Das Sponsoring der Unternehmen stieß auf unterschiedliche Resonanz berichtet Kerstin Heinzler: „Wir haben rund 150 Unternehmen aus der Region angemailt, nachtelefoniert und in Artikeln über die Aktion aufmerksam gemacht. Rund 25 Unternehmen und auch Vereine beteiligten daraufhin an der Aktion. Weitere Unternehmen haben uns mit Sachspenden geholfen. So hat zum Beispiel die Schreinerei der Kinderarche den Tisch, auf dem das Modell steht, nach Maß und nach unseren Bedürfnissen gebaut. Trolli hat uns Gummibärchen für die Kinder als Give-Away zur Verfügung gestellt, und die Firma Tabrizi Kunststoffverarbeitung hat uns die Banderolen, die am Tisch angebracht waren, gefertigt. Dazu kamen noch Privatpersonen, die sich auf einer Fläche verewigt haben.”


Spenden und hohe Resonanz

Die Aktion wurde zu einem Erfolg. Es kamen 15.000 Euro für den Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken zusammen, ein Drittel der Summe von den Unternehmen. In der Vor- und Nachberichterstattung bei Zeitungen, Fernsehen und Hörfunk fand die Aktion „Fürth baut sein Rathaus aus LEGO“ regionale und überregionale Presseresonanz. Ein Pressetermin zu Grundsteinlegung und Startschuss für die Aktion lockte sogar SAT1 nach Fürth. Nicht weniger Anklang fand die Schlüsselübergabe am Tag nach der Aktion, denn wann bekommt ein Oberbürgermeister schon einen knallgelben LEGO-Schlüssel für seinen zweiten Amtssitz überreicht?

Nach wie vor besteht die Möglichkeit an Flächen im Lego-Rathaus-Innenhof oder an Modellfahrzeuge einen Aufdruck zu erwerben. „Eine Spendenbox haben wir noch nicht aufgestellt. Sie ist aber geplant. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Rathaus nächstes Jahr entweder im Fürther Klinikum aufgestellt wird oder im Fürther Stadtmuseum”, so Fundraising-Akademie-Absolventin Kerstin Heinzler. Damit ist das Modell weiterhin Botschafter für die Spendenkampagne des Jüdischen Museums Franken.

(Bilder: Annemarie Schütz)

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