FUNDRAISING-PRAXIS

Digitales Engagement nutzen

Menschen erreichen, wo sie sind: mobil und digital.
Menschen erreichen, wo sie sind: mobil und digital.
Quelle: pxhere.com

Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft und die Art, wie wir kommunizieren, wie wir uns informieren und wie wir uns verbinden. Diese Veränderungen haben auch einen großen Einfluss auf das Engagement von Menschen und das langfristige Ehrenamt, wie anhand einiger Praxisbeispiele gezeigt werden soll.

von Georg Staebner

Aus meiner Sicht führen die folgenden drei Punkte zu mehr Engagement über digitale Kanäle:

Nicht bitten, bieten!
Hemmschwellen senken!
Beziehungsaufbau über digitale Kanäle!


Die folgende wahre Geschichte soll das praktisch erläutern.

Hemmschwelle überwinden
Margit hatte nach einer Möglichkeit gesucht, sich zu engagieren. Sie fand bei ihrer Suche einen Verein in ihrer Nähe und folgte diesem über Social Media. Sie lernte dabei den Verein immer besser kennen, sie traute sich nur nicht zu fragen: „Hallo, wie kann ich helfen?“, da sie befürchtete, dass die Antwort etwas sei, was sie nicht konnte oder wollte.
Eines Tages entdeckte Margit über Social Media einen Link, in dem der Verein auf eine bevorstehende Veranstaltung aufmerksam machte. Margit klickte auf den Link und gelangte zu einem Crowdmoving-Projekt auf helpteers.net. Das Projekt wurde vom Verein erstellt, um Unterstützende zu aktivieren.

Gemeinsam ein Vorhaben realisieren

Auf der Seite des Crowdmoving-Projekts beschrieb der Verein sein Vorhaben und wie sich Unterstützende einbringen können. Es waren dort einzelne Aufgaben gelistet, einige waren bereits vergeben und andere noch offen. Die Aufgabe „Infostand besetzen“ sprach Margit sofort an. Diese Aufgabe traute sie sich zu, da sie mittlerweile den Verein gut kannte. Mit einem Klick übernahm sie die Aufgabe und wurde so Teil des Vorhabens. Margit und viele der anderen Beteiligten teilten das Vorhaben, um weitere Unterstützende zu aktivieren und es gemeinsam mit Freunden umzusetzen.

Vom Digitalen zum Analogen
Vor, während und nach der Veranstaltung, wurde Margit so herzlich in dem Verein aufgenommen, dass sie zu viel mehr Engagement bereit war. Sie sah, dass bei der Koordination der Ehrenamtlichen Unterstützung benötigt wurde. Mittlerweile ist Margit diejenige, die alle Ehrenamtlichen des Vereins koordiniert. Das hätte sie sich zuvor nicht vorstellen können.
Diese reale Geschichte von Margit zeigt sehr gut, wie die Digitalisierung genutzt werden kann, um mehr Menschen für ein Engagement zu aktivieren.

 

Für Heldenreise aktivieren

Menschen, die anderen ein Engagement ermöglichen, unterstützen diese bei ihrer eigenen kleinen „Heldenreise“. Zusammengefasst sieht das wie folgt aus:

Ausgangspunkt: das Gewohnte
Der Held wird zum Abenteuer gerufen.
Dieser Ruf wird verweigert. (Warum ich? Kann ich das?)
Ein Mentor unterstützt ihn, die Reise anzutreten.
Der Held überschreitet die erste Schwelle.
Der Held befindet sich auf neuem Terrain und muss Schwierigkeiten überwinden.
Die Schwierigkeiten werden überwunden.
Die eigene Selbstwirksamkeit wird erkannt.
Bereicherung des Ausgangspunktes mit gewachsenem Selbstbild.

Die folgenden Schritte zeigen, wie diejenigen, die mit Freiwilligen arbeiten, die Digitalisierung nutzen können, um Heldenreisen zu ermöglichen.

Nicht bitten, bieten.
Such nicht nach Ehrenamtlichen, sondern gib den Freiwilligen die Möglichkeit, Teil von etwas zu werden! Dafür wird kommuniziert, was der Verein aktuell umsetzt und gezeigt, wo es Möglichkeiten gibt, sich einzubringen.

Hemmschwellen senken.
Engagierte Menschen wollen wissen, wie sie sich konkret einbringen können und was die Wirkung ihres Engagements ist. Durch konkrete Aufgaben wird dabei die Hemmschwelle gesenkt. Dies ist vor allem der Fall, wenn jede Aufgabe eine einfache „Ja/Nein“ Entscheidung ist.

Beziehungen aufbauen.
Durch digitale Kommunikation (nicht nur über Social Media) wird es möglich, mehr Menschen zu erreichen und Beziehungen aufzubauen. Der Beziehungsaufbau führt dazu, dass der Organisation Vertrauen geschenkt wird. Eine starke Beziehung mit hohem Vertrauen führt dazu, dass Informationen auch von anderen geteilt werden.
Wenn nicht die Suche nach einer/einem Ehrenamtlichen im Vordergrund steht, sondern ein gemeinsames Vorhaben, an dem sich viele beteiligen, wird dies auch von Unterstützenden geteilt.

Geschichten verbinden.
Geschichten bauen eine Verbindung zwischen Menschen auf. Auch bevor der erste Kontakt besteht, kann so über digitale Kanäle eine Beziehung aufgebaut werden. Im einfachsten Fall kann eine Geschichte mit der Beantwortung der folgenden drei Fragen erzählt werden.

Wie ist es jetzt?
Was werden wir machen?
Wie wird es sein?

Digitale Kanäle wie Social Media und Engagement-Plattformen ermöglichen es, aus Fremden neue Ehrenamtliche werden zu lassen. Der Schlüssel ist dabei die Nutzung dieser Kanäle für den Beziehungsaufbau.

 

Wertvolle weitere Informationen:

Themenpapier der Stiftung Mercator Schweiz – Freiwilliges Engagement in einer digitalisierten Welt:
https://www.stiftung-mercator.ch/de/aktuelles/freiwilliges-engagement-in-einer-digitalisierten-welt/

Video zur Heldenreise:
https://www.youtube.com/watch?v=Hhk4N9A0oCA

Crowdmoving E-Book:
https://helpteers.net/ebook

Aktueller Ideenwettbewerb 2019 „Ehrenamt 4.0“ in Rheinland-Pfalz
https://www.digital.rlp.de/veranstaltungen/detail/ideenwttbewerb-2019-ehrenamt-40/68/

Georg Staebner ist Gründer von helpteers. Helpteers ist eine Plattform, die Brücken zwischen Technologie und Sozialem baut, indem sie individuelle Engagement-Plattformen für Organisationen realisiert und Wissen zur Digitalisierung und Engagement weitergibt.
In seinem Podcast HeldenUndVisionaere.de lässt Georg Staebner Menschen, die Verbesserungen in der Gesellschaft angestoßen haben, ihre persönliche Geschichte erzählen, um andere zu inspirieren, aktiv zu werden.

(Bilder: pxhere.com, Georg Stäbner)

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