FUNDRAISING-PRAXIS

Pfandspenden - Erfolge und Pleiten

Langzeitarbeitlose erhalten durch Pfandspenden neuen Job am Flughafen Bremen.
Langzeitarbeitlose erhalten durch Pfandspenden neuen Job am Flughafen Bremen.

Touristen sind immer wieder erstaunt, wenn sie nach Deutschland kommen, dass sie für zurückgebrachte Plastik- und Glasflaschen einen Pfand zurückbekommen. Für die Deutschen ist es Normalität. Schon seit einiger Zeit versuchen gemeinnützige Organisationen das Pfand auch für das Fundraising zu nutzen.

Gerade eben gab die Duale System Deutschland GmbH bekannt, mit dem Flughafen Dresden den fünften Airport von ihrem Pfandspendenprojekt überzeugt zu haben. Viele Flugreisende kennen das Problem: Man steht im Flughafen-Terminal für die Sicherheitskontrolle an und ist noch im Besitz einer Getränkeflasche, die dann entsorgt werden muss. Pfandflaschen im Müll? Das wollte der Betreiber des „Grünen Punktes“ in Deutschland nicht hinnehmen und stellt nun in Zusammenarbeit mit deutschen Flughäfen Boxen vor den Abflughallen auf. Das Projekt mit dem Namen „Spende dein Pfand“ läuft bereits auf den Flughäfen Bremen, Hamburg, Köln/Bonn und Stuttgart. Gesammelt wird dabei meist für Projekte, die es im Fundraising sonst schwer haben, zum Beispiel Obdachlose oder Langzeitarbeitslose.

Gute Kooperation

Auch die Dresdner haben kein einfaches, aber ein naheliegendes Thema gewählt. Schon länger ist im Terminal 2 des Flughafens auch die Initiative „Umkehrschwung“, ein Träger der freien Jugendhilfe beheimatet, der dort eine Jugendwerkstatt betreibt. Junge Erwachsene, darunter auch Flüchtlinge, werden hier aktiv gefördert. Für den Flughafen eine Win-Win-Situation, denn die Jugendwerkstätten sortieren die Flaschen nach Einweg und Mehrweg und verpacken sie anschließend in spezielle Säcke. Der Dresdner Flughafen stellt dafür einen Raum zur Verfügung. Abholung, Pfandabrechnung und Verwertung sowie das Recycling der Pfandflaschen und Dosen übernimmt der Grüne Punkt. Die kompletten Pfandgelder und Recycling-Erlöse kommen vollständig den Jugendwerkstätten „Umkehrschwung“ zugute. „Bereits zum 80. Flughafen-Geburtstag im vergangenen Jahr haben wir die Initiative Umkehrschwung mit 5.000 Euro unterstützt“, berichtet Markus Kopp, Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG und Geschäftsführer der Flughafen Dresden GmbH. „Gern lassen wir der Einrichtung nun auch die Pfandspenden zukommen, denn hier ist das Geld bestens aufgehoben.“

Auch Dr. Markus van Halteren, Geschäftsführer Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH ist glücklich über die Partnerschaft. „Spende dein Pfand ist ein im besten Sinn nachhaltiges Projekt: Es schont die Umwelt und unterstützt die Jugendlichen auf ihrem Lebensweg. Außerdem trägt es sich auch wirtschaftlich fast von selbst. Es ist ein seltener Glücksfall, dass ein gemeinnütziges Projekt so unmittelbar und so wirksam hilft, daher ist der Grüne Punkt mit großer Begeisterung dabei.“

Chance auf Bekanntheit

Für den Träger, der dem CVJM Sachsen e.V. angehört, ist das auch einen Chance, bekannter zu werden. „Wir freuen uns, mit dem Projekt die gute Zusammenarbeit mit dem Flughafen Dresden vertiefen zu können, der unsere Einrichtung bisher in vielfältiger Weise unterstützt hat, betont Martina Mitwalsky von der Jugendwerkstätten Umkehrschwung gGmbH. „Wir sehen es als besonderes Privileg an, für den Flughafen, seine Gäste und für unsere Stadt dieses Projekt durchführen zu dürfen.“ Wer also gute Kontakte zum Flughafen hat, sollte ihn für das Projekt begeistern. „Wir sind schon mit einigen Flughäfen im Gespräch, um die Aktion weiter zu verbreiten“, kündigt Norbert Völl, Pressesprecher der Duale-System GmbH an. Bisher konnten schon 321.069 Euro gespendet werden.

Nicht immer erfolgreich

Doch es gibt auch andere Anwendungen. Zum Beispiel auf öffentlichen Großveranstaltungen. So hoffte die Dresdner Philharmonie auf viele durstige Kehlen beim Dresdner Stadtfest 2014, die nach dem Genuss ihre Pfandbecher einfach in große Sammelboxen werfen sollten. Je ein Euro sollte dadurch in den Spendentopf für die neue Konzertorgel fallen. Mit Unterstützung der Ostsächsischen Sparkasse Dresden wurden 15 Sammelboxen in der Stadt aufgestellt und gut sichtbar mit Flaggen markiert. Mehr als hundert freiwillige Helfer trugen zudem T-Shirts mit einer entsprechenden Aufschrift und die Idee wurde in der Presse bekannt gemacht. Die Idee übernahm Stadtfest-Veranstalter Frank Schröder vom Sport: „Die Eishockey-Fans der Dresdner Eislöwen haben dem Verein über viele Monate geholfen, indem sie nach den Spielen ihre Becher aufs Spielfeld warfen“, erläuterte er damals. Doch das Ergebnis für die Philharmonie war eher mager, wie Anja Schierz, Mitarbeitern des Philharmonie-Fördervereins sich erinnert: „Aufwand und Nutzen standen nicht in einem guten Verhältnis. Wir hatten uns mehr erhofft.“ Ob die Pfandspende also zu einem passt, muss jeder Verein für sich herausfinden. Grundsätzlich muss die Pfandspende einfach sein und sich am Punkt der Pfandabgabe möglichst ein markanter und plakativer Hinweis auf das Spendenprojekt finden. Ein Gläser- oder Becherpfand auf dem Sommerfest kombiniert mit einer Spendendose bei der Pfandabgabe kann aber auch schon zu Einnahmen führen.

Die Pfandspende in Deutschland etabliert haben die Sozialhelden um Raul Krauthausen mit „Pfantastisch helfen“. Sie haben gerade die günstige Kosten-Nutzen-Rechnung im Blick und hängen einfach Boxen neben die Pfandautomaten in Supermärkten, wo man seinen Pfandbon einwerfen kann. Der Discounter Lidl mechanisierte das Thema dann, indem er an seinen Automaten den Pfand-Spenden-Button anbrachte und mit den Tafeln kooperierte. Die „Spende per Knopfdruck“ ist ein Erfolgsprojekt. Seit Beginn der Aktion vor acht Jahren haben die Lidl-Kunden über zehn Millionen Euro an den Bundesverband Deutsche Tafel e.V. gespendet.

(Bild: Duales System GmbH/Flughafen Bremen)

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