FUNDRAISING-PRAXIS

Der Cent hinter dem Komma

Krankenhaus Amppipal
Krankenhaus Amppipal

Immer öfter hört man es jetzt: Mitarbeiter von Firmen, Kommunen, Kliniken und anderen größeren Unternehmen spenden den Centbetrag hinter dem Komma ihrer Lohnabrechnung für gemeinnützige Zwecke. Ein aktuelles Beispiel für Nepal zeigt die Wirksamkeit solcher Initiativen.

25. April 2015, die Erde bebt in Nepal mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala und Nepal wird von einer der schwersten Naturkatastrophen seiner Geschichte getroffen. Kaum erreicht die Meldung die Mitarbeiter der Klinik im Schleswig-Holsteinischen Itzehoe, wenden die sich an die Klinikleitung und bitten darum, eine Sonderaktion für eine Klink in Nepal zu organisieren. Der Grund für dieses Engagement ist, dass die Mitarbeiter der deutschen Klinik schon seit Jahren das kleine Krankenhaus Amppipal, das knapp 200 Kilometer von Nepals Hauptstadt Kathmandu entfernt liegt, unterstützen. Dieses Krankenhaus wird von Nepalmed e.V., einem Verein aus Grimma in Sachsen, unterstützt, der regelmäßig Einsätze von Ärzten und Pflegepersonal für Operationen und Behandlungen sowie eine Arztstelle finanziert und Sachmittel bereitstellt. So kam auch der Kontakt zur Klinik in Itzehoe zustande.

Dr. Sabine Zinke bei der Visite in Nepal
Dr. Sabine Zinke bei der Visite in Nepal

Dr. Sabine Zinke, Oberärztin Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie, und Dr. Wolfram Kluge, Oberarzt Klinik für Anästhesiologie, waren für den Verein in Nepal unterwegs und berichteten in Vorträgen vor den Mitarbeitern der Klinik über ihr Engagement. Das gab den Anstoß für das „Restcent-Projekt“. Mitarbeiter können jetzt freiwillig den Cent-Betrag hinter dem Komma ihrer Lohnabrechnung für das Projekt in Nepal spenden. „Dieses Projekt ist sehr positiv angenommen worden“, berichtet Gunda Dittmer, Personalleiterin und stellvertretende Krankenhausleiterin. Damals wurden die Mitarbeiter angeschrieben und das Projekt vorgestellt. Heute werden neue Mitarbeiter schon bei der Einstellung auf die Möglichkeit hingewiesen. „Für uns ist das ein Stück gelebte internationale Solidarität“, findet Dittmer und berichtet von einem Anästhesiepfleger des nepalesischen Krankenhauses, der erst kürzlich an einem gespendeten Anästhesiegerät in Itzehoe ausgebildet wurde. Auch für das Unternehmen ist das ein Gewinn. „Dieses Projekt steht uns als Unternehmen gut zu Gesicht, denn für ein deutsches Krankenhaus geht es uns wirtschaftlich gut und regionale Projekte werden doch bereits stark gefördert“, erläutert sie die Entscheidung für dieses internationale Projekt.

Für das Krankenhaus ist der technische Aufwand gering, denn die Abrechnungssoftware P&I Loga aus dem Haus Comrano KID GmbH hat die Funktion für den Restcent bereits integriert. „Das brauche ich in der Lohnbuchhaltung nur anklicken und fertig“, berichtet Gunda Dittmer zufrieden. Auch andere Systemhersteller haben sich dazu entschlossen, dieses Tool einzuführen. SAP hat die Funktion seit 2013 kostenfrei für Unternehmen integriert. Der Walldorfer Softwarekonzern hat die Restcent-Spende schon 2009 auf Initiative einer Mitarbeiterin eingeführt und lässt die Adressaten für die Spenden auch von den Mitarbeitern vorschlagen. Außerdem verdoppelt das Unternehmen diese Mitarbeiterspenden. Bei der Hypovereinsbank, ist schon jeder vierte Mitarbeiter dabei. So kam 2014 gemeinsam mit der UniCredit Foundation eine Spende von insgesamt 57.400 Euro zusammen. Wer das Geld bekommt, entscheiden die Mitarbeiter. „Eine Vorauswahl und Qualitätskontrolle der möglichen Empfänger findet durch unser Nachhaltigkeitsmanagement statt, final entscheiden aber die Mitarbeiter im Rahmen eines Votings, wer die Empfänger am Ende sind“, erläutert Birgit Zabel, Sprecherin des Unternehmens. Bewerbungen können an das Nachhaltigkeitsmanagement gerichtet werden. Im Sinne des partizipativen Ansatzes der Bank bei diesem Thema ist es aber sicher ratsam, wenn den Vorschlag ein Mitarbeiter einbringt.

Für Vereine und Stiftungen bieten Restcent-Aktionen eine probate Gelegenheit, um mit Unternehmen und Institutionen eine längerfristige Partnerschaft einzugehen, findet der Experte Hugo W. Pettendrup, der auch die CSR-Ausbildung der Fundraising Akademie mitgestaltet. „Wenn die technischen und buchhalterischen Rahmenbedingungen geklärt sind, sind Restcent-Spenden eine verlässliche, fast schon planerische Einnahmequelle für die Nonprofit-Organisation.“ Neben dem monetären Aspekt steigern Restcent-Aktionen seiner Meinung nach auch den Bekanntheitsgrad der jeweiligen Organisationen und somit das Neuspenderpotenzial. „Über die Aktionen können regelmäßig Organisationsinhalte, Projekte und eventuell sogar weitere Spendenaufrufe an die Belegschaft kommuniziert werden“, meint er. Für Unternehmen ist dies besonders in der internen Kommunikation ein sehr spannendes Instrument. „Das Image wird gefördert und man tritt als attraktiver, sozial engagierter Arbeitgeber auf“, bringt es Pettendrup auf den Punkt und „durch Verdopplung der Mitarbeiterspenden wird zudem eine Verbindung und Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen geschaffen“. Der Experte empfiehlt Organisationen, eher langfristig auf dieses Pferd zu setzen, als Restcent-Spenden als Einstiegsprojekt für Unternehmenskooperationen zu wählen. „Diese Aktion ist Teil einer längerfristigen, strategischen Partnerschaft und nicht als losgelöstes Einzelinstrument zu betrachten. Dies können die Mitarbeiter und andere Stakeholder besser nachvollziehen und somit werden die Mitmach-Effekte substanziell größer.“

Mehr zum Thema Corporate Social Responsibility ist beim Ausbildungskurs zum CSR-Manager/in (FA) der Fundraising-Akademie zu lernen, der am 13.Juli 2015 in Schloss Herborn startet und für den man sich noch anmelden kann.

(Bilder: Klinikum Itzehoe/Nepalmed e.V.)

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