FUNDRAISING-PRAXIS

Medienwirksam und spendenaffin

Spektakuläre, medienwirksame Aktionen stehen immer wieder in der Kritik, zwar die Medien mit guten Bildern zu bedienen, aber nichts zu ändern. Aktuelle Beispiele zeigen jedoch, dass damit auch viel Geld für den guten Zweck in kürzester Zeit eingeworben werden kann.

Klauen für den guten Zweck? Eigentlich ein No-Go. Robin Hood – schön und gut, aber spätestens vor Gericht ist der Spaß dann zu Ende. Doch genau das fordern die Aktivisten von „Peng“ von den Deutschen. Sie sollen nicht bei den Discountern und Supermärkten Lidl, Edeka, Aldi und Rewe einkaufen, sondern die Produkte stehlen und den Wert an die Gewerkschaften oder NGOs spenden. Ziel ist, eine gesetzliche Regelung zu finden, um Unternehmen in Deutschland für Menschenrechtsverletzungen verklagen zu können. Nach ihrer Meinung werden täglich in den Lieferketten und in den Supermärkten Menschenrechte verhandelt. Aber Menschenrechte seien nicht verhandelbar! Das Medienecho war schon groß. Allerdings prüft das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bereits „weitere Schritte“, wie es heißt: wegen der nichtautorisierten Nutzung des Logos des „Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte“, das im Kampagnenvideo gezeigt wird.

Heiligt der Zweck also die Mittel? So ganz ernst sind solche Aktionen natürlich nicht, schließlich kann man ja auch so spenden und sich dabei an seinem legalen Einkaufswert orientieren. Aber ein Risiko gehen die Aktivisten dabei immer ein. Das kannten die ersten Schornsteinbesteiger von Greenpeace aber auch. Die Frage ist eher, ob damit wirklich auch Spenden eingenommen werden können. Ein anderes aktuelles Beispiel hat das eindrucksvoll bewiesen.

Blick aufs Haus von Björn Höcke und sein persönliches Holocaust-Mahnmal
Blick aufs Haus von Björn Höcke und sein persönliches Holocaust-Mahnmal

Spenden für Höckes Holocaust-Mahnmal

Das Zentrum für politische Schönheit (ZpS) hat das Thema des politischen Aktivismus‘ nach dem Vorbild Christoph Schlingensiefs in Deutschland etabliert. Die jüngste Aktion richtet sich gegen den Sprecher und Fraktionsvorsitzenden der AfD Björn Höcke in Thüringen. Seine Rede in Dresden, die beklagte, dass sich Deutschland ein „Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt“ pflanzt, hatte für einen Sturm der Entrüstung gesorgt und bei Höcke zum klassischen AfD-Reflex, er wäre böswillig falsch verstanden worden und das Holocaust-Mahnmal wäre damit nicht gemeint. Das Zentrum für politische Schönheit mietete daraufhin das Nachbargrundstück von Höcke in Bornhagen und baute darauf die bekannten Berliner Betonstelen aus Holz nach. Das Geld für die Aktion, 28.800 Euro, kam innerhalb von gerade mal vier Stunden zusammen. Nach einem Tag waren 54.000 Euro von 1800 Unterstützern im Kasten. Mittlerweile verfügt das Künstlerkollektiv über eine treue Fangemeinde, die sich für ihre Aktionen immer wieder über Facebook, Newsletter, Twitter und andere Medien begeistern lässt und meist online spendet.


Aktionskunst hat juristische Spielräume

Für die Aktivisten ist der Mantel der Kunstfreiheit dabei entscheidend. Ohne diesen würden sie wohl noch mehr verklagt werden. Die Reaktionen in Bornhagen waren aber auch heftig. Tätlicher Angriff, Sachbeschädigung, zerstochene Reifen. Die Kehrseite von Aktionskunst, die aber bewusst eingeplant wird. Im Fall des Höcke-Denkmals half allerdings auch eine Gesetzeslücke im Thüringer Baurecht. Danach ist das Aufstellen eines Denkmals im eigenen Garten bis zu einer Höhe von vier Metern genehmigungsfrei. Über Länge und Breite steht da nichts.

Wer solche Aktionen plant, sollte sich also nicht nur der juristischen Risiken bewusst sein. Die Aufmerksamkeit und die Polarisierung führen aber auch zu hoher Spendenbereitschaft. Wie der Chef des ZpS, Philipp Ruch, dem Tagesspiegel mitteilte, „wird das Mahnmal noch mindestens sieben Jahre in Bornhagen stehen“. Dreimal länger als geplant. So lange reicht das Geld, das die Aktivisten durch Spenden eingenommen haben. Und für den Fall, dass Björn Höcke dann immer noch da ist, wollen die Aktivisten nochmal um Spenden bitten. „Vielleicht wird das Werk Höcke überleben“, so Ruch.

(Bild: Zenrum für politische Schönheit)

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