FUNDRAISING-PRAXIS

Geld für Müll – Sachspenden sammeln und verwerten

Sachspenden mit „Sammel mit!“

Sachspenden sind die ältesten Spenden der Welt. Aktuell erlebt der Bereich eine Renaissance, die durch steigende Rohstoffpreise und auch die neuen Möglichkeiten der Verwertung im Internet ausgelöst wird. Ein Chance auch für kleinere Vereine, durch kreative Fundraising-Aktionen aus alten Dingen noch einen Nutzen zu ziehen.

Sachspenden sind nicht unbedingt der Liebling der Fundraiser. Sie brauchen Platz zur Lagerung, eine Bewertung für eine Sachspendenbescheinigung ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich und die Spender neigen dazu, ihre Spende sehr emotional zu sehen. Leider sind die meisten Sachspenden aber kaum noch an bedürftige Personen abzugeben. „Auch Bedürftige wünschen sich angenehme und tragbare Kleidung“, bringt es Ulrich Müller, Geschäftsführer der Deutschen Kleiderstiftung, auf den Punkt. Das gilt auch für Gebrauchsgegenstände wie Möbel oder Elektronik.
Die meisten Sachspenden sind deshalb mehr recycelbarer Rohstoff als dass sie noch an Bedürftige weitergegeben werden können. Die anhaltende Rohstoffknappheit auf dem Weltmarkt hat in den letzten Jahren einige Dienstleister auf den Plan treten lassen, die genau solche Rohstoffe suchen. Alte Tonerpatronen, Handys oder anderer Büromüll werden so zur Einnahmequelle. Eine lohnende Kooperation auch für Non-Profit-Organisationen?
2006 kam die Caritas auf die Idee, Tonerpatronen zu sammeln und zu verwerten. Gemeinsam mit ihrem Verwertungspartner Interseroh Product Cycle GmbH stellt sie in Büros von Unternehmen die sogenannte Caritas-Boxen auf, um Tonerkartuschen dem Wertstoffkreislauf wieder zuzuführen und ganz nebenbei auch Mittel für den guten Zweck zu gewinnen. Mittlerweile flossen durch die Aktion mehr als 430.000 Euro in soziale Projekte der Caritas. Auch die Rote Nasen Clowndoctors International (RNI). haben ein eigenes System entwickelt. Gemeinsam mit den der Embatex AG ist das Projekt „recycling4smile“ entstanden. In einem Jahr kamen durch diese Sammlung allein 47.000 Euro zusammen.
Sachspenden mit „Sammel mit!“Aber auch kleinere Initiativen können an diesem Trend partizipieren. So bietet das 2008 ins Leben gerufene Projekt „Sammel mit!“ Schulen, Kindergärten, Unternehmen und Vereinen an, Pappboxen zum Sammeln von alten Tintenpatronen und Tonerkartuschen aufzustellen und deren Inhalt in bares Geld zu verwandeln. „Unsere Teilnehmer erhalten im Gegenzug für verbrauchte Tintenpatronen und Tonerkartuschen einen Sammelerlös, sozusagen ein Pfandgeld“, erklärt Christian Sujata vom Projektbüro in Bochum. Fast 400.000 Euro haben die fleißigen Sammler im Rahmen von Sammel mit!“ bereits erlöst. Die Firma Interseroh bietet Schulen und Kindergärten auch eine eigenen Box an, den „Sammeldrachen“. Jedoch erhält man dort kein Geld sondern Sachprämien. Allerdings haben die Preise, die für alte Tonerpatronen gezahlt werden, stark nachgegeben. An anderen Sachspenden besteht aber kaum Mangel.

Neu am Markt ist „Shuuz“. Dort kann jede Organisation ihre eigene Schuhsammelaktion starten und bekommt dafür bares Geld vom selben Verwerter wie bei „Sammel mit!“. Bis zu 94 Cent pro Kilogramm Schuhe sind möglich, bei kostenlosem Versand. Nicht allen Organisationen offen steht „Packmee“ die zu Gunsten von Care und der RTL-Kinderstiftung seit Oktober 2012 Altkleider sammeln und verwerten. Aus Amerika kommt Terracycle. Diese Firma sammelt Stifte, aber auch leere Trinkpacks, etwa von „Capri-Sonne“, oder Tonerpatronen und recycelt sie. Wer mitmacht, kann dort entweder seine erzielten Erlöse an Prima Klima oder das Deutsche Kinderhilfswerk oder aber auch an einen Verein seiner Wahl spenden. So werden aus Müll noch neue Produkte und Erlöse für die Vereinsarbeit, für einen Stift zahlt Terracycle immerhin zwei Cent.

Diese Verwertungsmöglichkeiten vereinfachen natürlich auch Fundraising-Aktionen, bei denen Sachspenden gesammelt werden. Trotzdem bleibt immer noch die Zwischenlagerung der gesammelten Produkte bis zur Abholung.

Im Bereich Handy-Recycling sind vor allem Umweltorganisationen aktiv. Der NABU setzt sich seit 2006 für das Handyrecycling ein und hat über 350 Sammelstellen für Altgeräte etabliert. Für jedes abgegebene Alt-Handy erhält der NABU bis zu drei Euro. Seit Beginn der Kampagne „Alte Handys für die Havel“ sind so fast 69.000 Handys zusammengekommen und 277.000 Euro über das Handyrecycling in das Havelprojekt geflossen. Die Mobilfunkunternehmen schätzen, dass noch 70 bis 80 Millionen Althandys in deutschen Haushalten liegen. Ein großes Potenzial für weitere Einnahmen. Die Deutsche Umwelthilfe kooperiert mit der Telekom und hat auch ein spannendes Modell für Schulen, Kindergärten oder Vereine entwickelt: Bei Fifty-Fifty gehen 1,50 Euro pro Handy an den sammelnden Verein, die anderen 1,50 Euro an die Umwelthilfe. Handys nehmen aber auch Firmen wie „Geld für Müll“ an und geben die Erlöse an die Sammler weiter. Interessanter ist aber der Verkauf von gebrauchsfähigen Althandys. Eine guten Übersicht gibt die Seite: http://www.handyverkauf.net/handyankauf. Für die Organisation bedeutet das zwar einen höheren Aufwand, aber die erzielbaren Preise sind deutlich höher als beim Recycling. So bringt ein gebrauchtes iPhone hier noch über 80 Euro.

Selbst für Bücher finden sich wieder Abnehmer. Anbieter wir „Momox“, „Rebuy“ oder „Regalfrei“ kaufen alte Bücher an. Einen guten Überblick über die Ankäufer bietet die Seite www.buecherverkaufen.org. Sinnvoll ist das meist aber nur für Organisationen, die eigene Beschäftigungsprojekte haben und den Verkauf mit eigenem Personal organisieren können. Den Versand bezahlen meist die Ankäufer. Auch CDs oder Videos werden beispielsweise von „Momox“ angekauft.

Ganz neu ist das Portal „fraisr“. Mit jedem Verkauf von Produkten aber auch Trödel und Erinnerungsstücken auf dem Online-Marktplatz zahlt der Verkäufer mindestens zehn Prozent seines Verkaufserlöses an einen guten Zweck.

Verkauft werden kann zu Gunsten bestimmter Organisationen, wie Reporter ohne Grenzen, die DKMS und den Bundesverband Deutsche Tafeln oder aber für eigene Projekte. Die Nutzung von „fraisr“ ist kostenfrei. Bei einem erfolgreichen Verkauf erhält der Marktplatz eine Provision von 6 Prozent vom Verkäufer. „Unser Marktplatz ist eine schöne und einfache Form, sich zu engagieren“, sagt Mitgründer Lukas-Christian Fischer. „Kaufen, Verkaufen, miteinander Handeln macht den Leuten Spaß. Und mit fraisr leisten sie spielerisch einen Beitrag für die gute Sache.“

Mit dem Internet sind heute viele Zielgruppen sehr gut und in großer Zahl erreichbar. Erst das macht eine Vermarktung von Sachspenden sinnvoll und wohlmöglich sogar lukrativ. Spendenorganisationen sollten sich über Aufwand und Erlöse vorher aber genau informieren. Dem Sachspender gegenüber sollte transparent gemacht werden, was aus seiner Spende wird, und in welcher Form sie dem Verein konkret hilft.

(Bilder: Sammel mit.de)

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