INTERVIEW

Von Fulda nach Berlin: Deutscher Fundraising-Kongress 2012

Oliver PanneUm sich stärker in das politische und mediale Geschehen einzubringen, sind viele Verbände, Stiftungen und Organisationen bereits an die Spree gezogen, darunter auch der Deutsche Fundraising Verband. Nun wird auch das Branchentreffen des Gebens und Nehmens, der Deutsche Fundraising-Kongress, vom 18. bis zum 20. April 2012 erstmals in Berlin stattfinden. Die Ziele der für die Konzeption und Organisation zuständigen SWOP. Medien und Konferenzen sind hoch gesteckt: sie will das Fundraising stärker in den Fokus politischer und gesellschaftlicher Entscheidungsträger rücken und viele interessante und kompetente ReferentInnen für den Kongress gewinnen. Wir baten SWOP-Geschäftsführer Oliver Panne um einen Rückblick nach Fulda und einen Ausblick nach Berlin.

NGO-Dialog: Herr Panne, der Call for Papers ist beendet und Sie hatten bereits etwas Zeit, um die Kongressbeiträge zu sichten. Können Sie uns schon einen kleinen Ausblick geben: Was erwartet die Teilnehmer im April 2012 in Berlin, welche Themen werden im Fokus stehen?

Sehr gerne. Mit der Programmgestaltung haben wir uns diesmal besonders viel Zeit gelassen. Das lag insbesondere daran, dass wir zum ersten Mal beim Call for Papers per Online-Formular ganz gezielt nach Wunschthemen gefragt haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: bis Ende August sind etwa 120 Beiträge bei uns eingetroffen. Aus einem Teil dieser Beiträge sowie weiteren Recherche-Ergebnissen haben wir nun das Programm zusammengestellt.

Besonderen Wert haben wir darauf gelegt, dass der Deutsche Fundraising Kongress 2012 noch internationaler wird – das war ja ein Wunsch vieler Teilnehmer des letzten Kongresses. Diesmal haben wir Referenten aus 10 Ländern im Programm. Bei der Auswahl haben wir insbesondere darauf geachtet, dass die Themen oder Beiträge eine neue Sicht auf die Dinge offenbaren, von einer besonders kreativen Leistung berichten oder erfolgreich waren. Ich glaube, dass wir jetzt ein sehr vielfältiges und auch ausgewogenes Programm haben, für Fundraiser aller Erfahrungsstufen sowie aus allen Themengebieten, wie z.B. Bildung, Kultur, Gesundheit, Kirche oder Politik. Das Programm wird im November veröffentlicht auf der Fundraising-Kongress-Webseite. Diesmal wird das Programm auch als gedruckte Broschüre erhältlich sein, die man auf der Website des Kongresses oder beim Kongressbüro bestellen kann.

Viele der TeilnehmerInnen kommen auf den Kongress, um sich austauschen und vernetzen zu können, und diese Möglichkeiten wollen wir ihnen bieten. Es soll deshalb möglichst wenig „frontale Einbahnstraßenberieselung“ geben, sondern mehr interaktive Formate, wie z.B. die Table Sessions. Und aus dem gleichen Grund werden wir erstmals einen Open Space anbieten.

NGO-Dialog: Welche Partner konnten Sie zur Unterstützung gewinnen und mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie 2012?

Wir rechnen damit, dass in Berlin über 700 Teilnehmer auf den Kongress kommen werden. Wir haben bereits die ersten Anmeldungen erhalten, ohne dass das Programm veröffentlicht wäre. Darüber freuen wir uns natürlich sehr. So kann es weiter gehen.

Wer als Partner 2012 dabei ist, können Sie bereits jetzt auf der Website sehen. Wir befinden wir uns noch am Anfang der Verhandlungen mit möglichen Kongress-Partnern. Bisher haben Dialog Direkt und GOB-Software als Partner zugesagt. Und daneben gibt es natürlich eine ganze Reihe von Ausstellern, also Unternehmen, die traditionell den Kongress fördern oder unterstützen, wie z.B. AZ direkt, die Bank für Sozialwirtschaft, die Firma Grün Software, um nur einige zu nennen. Als Medienpartner ist z.B. die TAZ dabei, das Fundraiser Magazin und Der Kommunikationsmanager. So wie bereits bei den zurück liegenden Veranstaltungen rechnen wir wieder mit einer großen Anzahl von Partnern aus dem Medien- und Bildungsbereich, darunter die Deutsche Fundraising-Akademie. Letztendlich sind wir ja auch darauf angewiesen, dass viele Partner mitziehen, damit wir den Kongress mit dem bekannt guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten können.

NGO-Dialog: „Den Wandel gestalten – Fundraising als gesellschaftliche Kraft“ – das war das Motto 2011. Wie erfolgreich wurde dieses Motto in den Workshops, Seminaren, Table Sessions und den prominent besetzten KeyNotes umgesetzt? Was waren die Höhepunkte der Veranstaltung im letzten Jahr?

Wir hoffen, dass wir mit dem letzten Kongressprogramm vielfältige Impulse geben konnten, um in den Organisationen Veränderungen zu bewirken, dass wir dazu motivieren konnten, neue Dinge zu wagen. Unser Ziel war, dass die Teilnehmer einfach sehr viel Wissen von dem Kongress mitnehmen und dieses in ihren Organisationen erfolgreich anwenden konnten. Mit den Table Sessions z.B. – das war für mich einer der Höhepunkte des letzten Kongresses – haben wir als Veranstalter den Wandel gewagt und auf ein ganz neues Format gesetzt. Und das obwohl wir vorher auf Skepsis gestoßen sind und selbstverständlich nicht genau wissen konnten, ob dieses Format funktioniert. Nun, wer dabei war, konnte erleben, dass die Table Sessions sehr gut angenommen wurden. Die Gespräche in den über 50 Tischrunden in Fulda waren sehr lebendig. Und im Übrigen war das so ein großer Erfolg, dass jetzt auch unsere österreichischen Fundraising-Freunde die Table Sessions in ihr Kongress-Programm aufgenommen haben. Und auch da hat man gesehen, dass diese Form des Austausches für eine unheimlich gute Interaktion zwischen den Teilnehmern sorgt.

Um von den Höhepunkten zu sprechen: Natürlich war der Gala-Abend ein solcher Höhepunkt, und da vor allem die Auszeichnung von Heinz Fischer für sein Lebenswerk. Diese Standing Ovations, das war einfach Gänsehaut pur. Solche Highlights hätten wir natürlich gern auch auf dem kommenden Kongress.

NGO-Dialog: Gibt es Dinge, die Sie gern verbessern würden beim Kongress 2012?

Zu unserem neuen Format, den Table Sessions, gab es die Kritik, dass die einzelnen Themen nicht so gut auffindbar waren. Die Tischen waren zwar nummeriert, jedoch war die Beschreibung der Themen nicht im Saal selber zu finden. Das führte in einzelnen Fällen dazu, dass manche Teilnehmer offenbar nicht das gewünschte Thema finden konnten. Das werden wir auf jeden Fall verbessern.

NGO-Dialog: Welche Möglichkeiten haben die Kongress-Teilnehmer, sich aktiv in die Gestaltung der Veranstaltung einzubringen? Gibt es Programmpunkte, bei denen Sie auf Spontanität, Kreativität und Tatendrang der teilnehmenden Menschen bauen? (Wenn ja: Haben Sie dazu vielleicht ein Beispiel von einer der letzten Veranstaltungen?)

Schon jetzt haben sich sehr viele Teilnehmer dadurch eingebracht, dass sie uns ihre Themenwünsche mitgeteilt oder Papers eingereicht haben. Wie bereits erwähnt, haben wir 2012 mit dem Open Space ein neues Format des Austausches. Wer also eigene Themen hat, die er gern diskutieren möchte, kann dies dort ganz frei machen. Der Open Space wird am ersten Tag stattfinden. Des Weiteren wird es, zusammen mit unserem Premium-Partner Dialog Direkt, ein Face to Face-Training geben, das nicht nur Theorie beinhaltet sondern auch eine anschließende Umsetzung auf der Straße. Da kann jeder Teilnehmer an der Story der eigenen Organisation feilen und dann nachher prüfen, wie gut die funktioniert. Dabei stehen die Experten von Dialog Direkt beratend zur Seite.

Was die Kommunikation anbelangt, so hat man ja gesehen, dass sich bei den Table Sessions alle sehr gut einbringen können, da dort die Schwelle sehr niedrig ist und wirklich jede Stimme gehört wird. Wenn man in einem großen Plenum sitzt, ist es erfahrungsgemäß so, dass die Teilnehmer da eher zurückhaltend sind. Man hat da einige Wortführer aber es kommen beileibe nicht alle dazu, ihre Fragen zu stellen.Dafür sind dann die Pausen sehr wichtig, die wir gegenüber dem letzten Kongress etwas verlängern werden. bzw. kleinere, informelle Runden wie die Table Sessions. Und bei den Workshops hoffen wir natürlich auch, dass es keine Frontalveranstaltungen sind und alle Teilnehmer mitarbeiten.

Vielleicht noch ein letzter Punkt. Auch beim Fundraising-Preis möchten wir gerne, dass sich die Teilnehmer am Voting beteiligen. Dafür werden wir im Vorfeld über die nominierten Kandidaten informieren, so dass die Teilnehmer spätestens auf dem Kongress noch ihr Voting abgeben können. Wie man das am besten organisieren kann, das besprechen wir gerade mit dem Deutschen Fundraising Verband.

Unsere Erfahrung zeigt, dass man den Kongress nur dann zu einem Erfolg machen kann, wenn man die Teilnehmer emotional anspricht und motiviert.

NGO-Dialog: Sie haben jetzt die Gelegenheit, den Lesern unseres Newsletters, darunter sicherlich vielen Kongress-Teilnehmern, eine Botschaft zukommen zu lassen. Was wünschen Sie sich für den Fundraising-Kongress 2012?

Ich wünsche mir ganz besonders, dass der Kongress für alle TeilnehmerInnen zu einem großen Fest für den Kopf und auch für die Sinne wird. Für den Kopf steht die Wissensvermittlung im Programm. Daneben aber werden wir Aktivitäten anbieten, die dem Wohlbefinden dienen sollen. Jeder soll die Möglichkeit haben, auf dem Kongress seine Batterien aufzuladen und Kraft schöpfen zu können. Dazu bieten wir z.B. Aktivitäten wie Früh-Yoga und Jogging an und empfehlen, den großen Wellness-Bereich im Kongresshotel zu nutzen. 

Herr Panne, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Oliver Panne, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der SWOP. Medien und Konferenzen GmbH, studierte Neuere Geschichte, Politikwissenschaften, Publizistik und Spanische Philologie in Freiburg, Madrid und Berlin. Bereits während des Studiums arbeitete er journalistisch für Print- und TV-Medien. Seit 1998 ist er tätig als PR-Berater und Konzeptions- und Werbetexter. SWOP führt den Deutschen Fundraising Kongress im Auftrag des Deutschen Fundraising Verbandes durch.

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