INTERVIEW

Unternehmen und NGOs: Das Geheimnis einer erfolgreichen Kooperation

Frau Kasper, Sie sind Referentin ÖffentlichkeitsClaudia Kasperarbeit bei Hyundai Motor Deutschland GmbH und eine Expertin im Bereich CSR. Sie arbeiten seit sechs Jahren mit der Caritas zusammen und haben bereits Ihre Erfahrung in der Kooperation mit NGOs gesammelt und vielleicht auch ein Gefühl dafür bekommen, mit welchen Herausforderungen beide Seiten – Unternehmen und NGOs – zu kämpfen haben.

NGO-Dialog: Was macht aus Ihrer Sicht eine erfolgreiche CSR- Kooperation aus?

Aus meiner Sicht ist es die strategische Anbindung. Eine CSR-Kooperation muss auf jeden Fall strategisch verankert werden, sowohl im Unternehmen als auch in der NGO – im Partnerunternehmen sozusagen – und dort auch gelebt werden. Das heißt, dass man für das Kerngeschäft des jeweils anderen Partners Verständnis haben muss. Das Kerngeschäft in einem Wirtschaftsunternehmen ist natürlich mit den wirtschaftlichen Interessen verbunden, bei uns geht es um „Mobilität verkaufen“, „Autos verkaufen“, „Fahrzeuge als Kernprodukte haben“, bei der Caritas geht es darum, Gemeinwohl zu stiften, letztendlich wird dies auf den Begriff „helfen“ heruntergebrochen. Wenn man eine Partnerschaft angeht, muss man erst einmal begreifen, dass unterschiedliche Interessen berücksichtigt werden müssen, damit eine Partnerschaft erfolgreich wird. Das heißt: Wenn wir eine Schnittmenge finden, können wir uns erfolgreiche gemeinsame Projekte ausdenken.

NGO-Dialog: Wie sieht Ihr idealer gemeinnütziger Partner aus?

Wenn man von einem idealem Partner überhaupt sprechen kann, ist es immer so, dass es Punkte gibt, die man berücksichtigen muss, auf die man eingehen muss. Bei jedem Partner gibt es Beschränkungen und Grenzen. Insofern haben wir mit der Caritas einen richtig guten Partner gefunden, mit dem es sich lohnt, im gemeinnützigen Bereich zusammen zu arbeiten. Es ist ein Partner, der die nötige Glaubwürdigkeit für die gemeinsamen Projekte vermittelt. Die Caritas hat ein Renommee und eine Kernkompetenz in gemeinnützigen Bereich und deshalb ist diese Organisation der richtige Partner für uns.

NGO-Dialog: Wie sind Sie bei der Auswahl Ihres Kooperationspartners vorgegangen?

Die Kooperation bei uns ist in erster Linie aufgrund der persönlichen Kontakte zustande gekommen. Der Erstkontakt war sehr wichtig. Es ergibt sich meistens so, dass man jemanden sympathisch findet und versucht in einem Gespräch zu erörtern, ob es sich überschneidende Interessen gibt. Darauf aufbauend hat sich dann auch unsere Partnerschaft entwickelt. Aber die Partnerschaft muss sich eben auch erst entwickeln, sie muss wachsen, sie ist nicht von einem Tag auf den anderen da. Es gibt sicherlich bestimmte Kriterien, die eine Rolle gespielt haben: Wir wollten eine große Organisation, eine bundesweit aufgestellte Organisation, eine glaubwürdige Organisation, jemanden mit einem Renommee. Das haben wir in der Caritas gefunden.

NGO-Dialog: Inwieweit war es Ihnen bei Ihrer Kooperation mit der Caritas wichtig, dass Sie gemeinsam Inhalte entwickeln? Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Bei unserem ersten gemeinsamen Projekt – das war Kick It, ein bundesweites Straßenfußball-Turnier für Achtung und Toleranz im Vorfeld der Fußball WM 2006 – hatte die Caritas die Projektidee und wir fanden sie klasse. Mittlerweile sind wir dazu gekommen, – und das ist uns wirklich ganz wichtig – dass wir über die Ausrichtung der Projekte gemeinsam entscheiden und die Inhalte auch gemeinsam entwickeln. Einerseits möchten wir uns einbringen, mit unseren Ideen und Interessen, andererseits die Caritas mit ihren Interessen. Daraus finden wir die Gemeinsamkeiten und dann wird es auch ein gutes Projekt.

NGO-Dialog: Frau Kasper, wie intensiv beschäftigen Sie sich mit dem Bereich CSR? Wie viel Zeit steht Ihnen dazu im alltäglichen Geschäft zur Verfügung?

Zu der Caritas habe ich fast täglich Kontakt. Insgesamt wird ca. 20 Prozent meiner Arbeitszeit von dieser Kooperation und den Projekten in Anspruch genommen. Auf der Seite der Caritas steht mir ein Ansprechpartner für das Thema CSR-Partnerschaft zur Verfügung. Es wurde zusätzlich eine weitere Stelle bei der Caritas geschaffen – eine Person, die sich ausschließlich um die Umsetzung unserer Projekte kümmert. Es ist immer jemand da, der für Fragen zu Verfügung steht und zum Austausch bereit ist.

NGO-Dialog: Was würden Sie einer NGO, die ganz am Anfang Ihrer Bemühungen um einen Unternehmenskooperationspartner steht, empfehlen?

Man muss sich erstmal klar werden, was man mit einer Unternehmenskooperation erreichen will, wo sind die Ziele, die man als NGO hat. Wichtig ist auch, festzulegen, in welche Richtung die Kooperation gehen soll. Ist vielleicht eine regionale Kooperation das Richtige für mich? Wie bin ich als NGO überhaupt aufgestellt? Oder macht eine überregionale  Kooperation mit einem größeren Unternehmen mehr Sinn, weil meine NGO z.B. bundesweit aufgestellt ist. Auf jeden Fall sollte man in den ersten Gesprächen ausloten, was der potentielle Unternehmenspartner will und schauen, ob die Vorstellungen überhaupt zusammen passen. Denn bei einer Kooperation müssen beiden Seiten davon profitieren.

NGO-Dialog: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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