INTERVIEW

„Interdisziplinarität ist unsere Stärke“

Hans-Ulrich Dallmann
Hans-Ulrich Dallmann

Hans-Ulrich Dallmann ist Vizepräsident der Hochschule Ludwigshafen am Rhein. Der Theologe hat sich schon früh für Fundraising interessiert und organisiert als Studiengangsleiter ab dem Sommersemester 2017 den ersten deutschen Master-Studiengang „Fundraising-Management und Philanthropie“ an seiner Hochschule. Wir sprachen mit ihm über Curriculum, Zugangsvoraussetzungen und Berufschancen.

NGO-Dialog: Herr Professor Dallmann, was war Ihre erste Berührung mit dem Thema Fundraising?

Hans-Ulrich Dallmann: Dr. Thomas Kreuzer und ich haben schon früh über das Thema gesprochen und dabei auch immer die vielen Aspekte der Gabe erörtert. Die Idee zum Studiengang Fundraising kam dabei immer mal wieder auf, aber erst jetzt ist es endlich soweit, und wir können den ersten Studiengang zu dem Thema starten.


NGO-Dialog: Sie waren doch auch Pfarrer in Frankfurt-Sachsenhausen. Gab es da keine Berührungspunkte?

Hans-Ulrich Dallmann: Doch, aber dann noch eher, denn als Theologiestudent war ich für eine Gemeinde in Kronberg tätig. Eine Gemeinde, die unter anderem für ihre vermögenden Einwohner bekannt ist. Ich erlebte da eine Erbschaft von 90.000 Euro und eine jährliche Einzelspende von 40.000 Euro für kirchliche Zwecke. Das hat mich damals sehr beeindruckt.


NGO-Dialog: Wie kam es zu den ersten Überlegungen für den Masterstudiengang?

Hans-Ulrich Dallmann: Wie gesagt, gab es die Idee schon länger. Das Fundraising unterliegt ja seit Jahren einem stetigen Professionalisierungsprozess, und da ist es eigentlich nur konsequent, dass sich auch eine Akademisierung anschließt. Im letzten Jahr konnten wir die Vorbereitungen beginnen und in diesem Jahr die nötige Zertifizierung erreichen. Im Sommersemester 2017 werden wir starten und hoffen, dann jährlich einen Kurs anbieten zu können. Bei großem Interesse sind wir aber auch zu zwei Kursen im Jahr in der Lage.


NGO-Dialog: Fundraising ist in der Wissenschaft bisher eher ein Randthema. Wird der Masterstudiengang da auch neue Impulse setzen?

Hans-Ulrich Dallmann: Na, das hoffe ich doch! Gerade die Interdisziplinarität einer Hochschule mit ihren vielen Studiengängen wird dazu sicher beitragen. Es ist ja schwierig, Fundraising richtig zu verorten: Ist es Marketing, das zur Betriebswirtschaftslehre gehört oder gehört es in die Soziologie, wo es eigentlich die meisten wissenschaftlichen Publikationen gibt? In dem Master-Studiengang „Fundraising-Management und Philanthropie“ fließen die Erkenntnisse aus vielen Disziplinen zusammen. Das ist seine Stärke und wird ihn deutlich von anderen Weiterbildungsangeboten neben dem akademischen Abschluss abheben.


NGO-Dialog: Was wünschen Sie sich für den Start des Master-Studiengangs „Fundraising-Management und Philanthropie“?

Hans-Ulrich Dallmann: Ich wünsche mir natürlich großes Interesse, denn der Erfolg eines solchen Angebots hängt ja auch von den Studierenden ab, welche Erfahrungen sie mitbringen und ob sie bereit sind, neue Perspektiven einzunehmen. Nur so entsteht ja auch ein wissenschaftlicher Diskurs, der mit vielen Praktikern bestimmt spannend wird.


NGO-Dialog: Apropos Praktiker: Sie werden auch Studierenden ohne die üblichen Studienvoraussetzungen die Möglichkeit der Teilnahme einräumen. Wie geht das?

Hans-Ulrich Dallmann: Im Zuge der Öffnung der Hochschulen für beruflich Qualifizierte ermöglicht das rheinland-pfälzische Hochschulgesetz auch Bewerbern ohne Erststudium den Direkteinstieg in das Master-Studium. Voraussetzung sind vergleichbare berufliche Weiterqualifikationen sowie mindestens fünf Jahre einschlägige fachspezifische Berufserfahrungen. In einer Eignungsfeststellungsprüfung bearbeiten die Bewerber dann eine Fallstudie und weisen in einer Klausur ihre Befähigung im Fundraising nach. Dann ist der Weg zum Master of Arts frei.


NGO-Dialog: Als Vizepräsident sind Sie für die Hochschulentwicklung zuständig. In Amerika wäre dies das klassische Ressort für Fundraising. An Ihrer Hochschule auch?

Hans-Ulrich Dallmann: Nein eigentlich nicht, hier sind es eher Lehre und Studium, aber Fundraising ist natürlich auch für uns ein Thema. Sicher nicht so wie in den USA, aber das Thema Drittmittel ist ja nun auch schon länger keine Randerscheinung universitären Handelns mehr. Ich denke, ein Studiengang zu dem Thema wird auch uns als Hochschule voranbringen. Schon möglich, dass zum Schluss auch Mitarbeiter der Hochschule Ludwigshafen am Rhein in dem Studiengang sitzen.


NGO-Dialog: Wie sehen Sie die beruflichen Perspektiven für die Teilnehmenden?

Hans-Ulrich Dallmann: Die schätze ich durchaus als sehr positiv ein. Gerade die Verzahnung von Management und Fundraising sowie das Curriculum das von Praktikern der Fundraising-Akademie und der Wissenschaft durch die Hochschule vermittelt wird, führt zu einer effektiven Weiterbildung, die Arbeitgeber sicher überzeugt und auch für eine spätere Leitungstätigkeit qualifiziert.

(Bild: privat)

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