INTERVIEW

„Nachhaltig wirtschaften ist in“

Dr. Sabine te Heesen
Dr. Sabine te Heesen

Dr. Sabine te Heesen absolvierte 2010 den ersten CSR-Kurs an der Fundraising-Akademie. Sie arbeitete damals für ein mittelständisches Unternehmen und baute dort den Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) auf. Inzwischen ist sie CSR-Dozentin unter anderem an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und Geschäftsführerin des Vereins „Nachhaltig Handeln! e.V.“, der Bildung für Nachhaltige Entwicklung fördert. Ehrenamtlich arbeitet sie im Vorstand der Hilfsorganisation „green energy against poverty e.V.“ Wir sprachen mit ihr über die Entwicklung von CSR und dessen Bedeutung für Vereine und Stiftungen.


NGO-Dialog:
Was ist eigentlich ein CSR-Manager und wie sehen die Berufschancen aus?

Dr. Sabine te Heesen: Die CSR-Managerin oder der CSR-Manager implementiert Nachhaltigkeit in einem Unternehmen, einer Organisation oder einer öffentlichen Einrichtung. Die Fähigkeit, CSR professionell umzusetzen, ist also ein wichtiger Baustein der beruflichen Qualifikation. Diese Fähigkeit wird zunehmend gefragt. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass CSR in immer mehr Stellenausschreibungen nachgefragt wird: Dieser Bereich ist geradezu explodiert. Das ist kein Wunder: Nachhaltig zu wirtschaften gilt zunehmend als Garant für erfolgreiches Wirtschaften.


NGO-Dialog:
Sie haben damals den ersten Kurs CSR-Management an der Fundraising-Akademie abgeschlossen und sind nun selbst Referentin in dieser Fortbildung. Was hat sich verändert und was kann man von dem Kurs heute mitnehmen?

Dr. Sabine te Heesen: CSR ist selbstverständlich geworden. Es hat keinen Exotenstatus mehr, und die Ausbildung ist zu einer Kernkompetenz im modernen Arbeitsleben geworden. Der Kurs bietet den Vorteil, dass er berufsbegleitend ist. Das ist ideal, denn Nachhaltigkeit zu managen ist – so nenne ich es immer – eine flankierende Qualifikation. Das heißt, dass die CSR-Kompetenz nie nur allein wirkt, und das ist gut und richtig so. Wirksame CSR-Maßnahmen verlaufen entlang des Kerngeschäftes. Und natürlich muss ich wissen wie das Kerngeschäft funktioniert und welche Maßnahmen konkret umsetzbar sind. Wenn ich beispielsweise den Papierverbrauch innerhalb einer Organisation oder eines Unternehmens senken möchte, muss ich wissen, wo und wie langfristig und wirksam gespart werden kann. Solches Wissen können sich natürlich auch externe Berater aneignen. Aber um den Prozess über Jahre zu begleiten und dauerhaft als Ansprechpartner da zu sein, brauche ich interne Einblicke und Netzwerke.
Genau diese flankierenden Kompetenzen vermittelt der Kurs. Zusätzlich lernt man von Experten aus der Praxis, baut Netzwerke zu Referenten und Teilnehmern auf.


NGO-Dialog:
Wo sehen Sie noch Entwicklungsbedarf?

Dr. Sabine te Heesen: Es ist wichtig, die CSR-Arbeit als eigenständigen Bereich professionell zu managen. In der Vergangenheit wurde in vielen Unternehmen mal hier, mal da ein Projekt gestartet ohne eine Strategie dahinter. CSR muss aber in der DNA des Unternehmens oder der Organisation verankert werden, und das ist ein langer, oft auch steiniger Weg. Dieser Weg verlangt professionelle Schritte.
CSR ist in Konzernen, klein- und mittelständischen Unternehmen und NGOs zweifelsohne angekommen, aber auch in vielen öffentlichen Einrichtungen. Dort sind zum Beispiel die nachhaltige Beschaffung und die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten wichtig: Viele öffentliche Einrichtungen, wie etwa Stadtverwaltungen oder Universitäten, haben inzwischen einen Nachhaltigkeitsbericht.


NGO-Dialog:
Und was ist mit den Vereinen und Stiftungen?

Dr. Sabine te Heesen: Nur weil das Kerngeschäft nicht rein profitorientiert arbeitet, heißt das noch lange nicht, dass die Organisation nachhaltig wirtschaftet. Viele NGOs sehen CSR als erweitertes Fundraising: Es werden in Kooperation mit Unternehmen Projekte entwickelt, bei denen zum Teil viel Geld fließt.
Aber CSR ist noch an anderen Stellen wichtig für NGOs: Das Nachhaltigkeits-Management der eigenen Organisation muss aufgebaut und betreut werden. Wie wichtig das ist, zeigt die Tatsache, dass es bei der Global Reporting Initiative sogar eigens für NGOs entwickelte Kriterien der Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt.
Außerdem ist das CSR-Management in Unternehmen für viele NGOs ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es darum geht, eigene Interessen zu kommunizieren. Ich muss also wissen, wie CSR in Unternehmen funktioniert, um meine Arbeit als NGO zu machen. Wenn etwa eine NGO für bessere Arbeitsbedingungen in der Lieferkette kämpft, muss sie wissen, wie und wo man die Hebel zur Veränderung am wirksamsten ansetzt.


NGO-Dialog:
Sie arbeiten auch ehrenamtlich in zwei verschiedenen Initiativen. Inwiefern können Sie Ihr Know-how aus dem CSR-Bereich dort einbringen?

Dr. Sabine te Heesen: Durch meine CSR-Arbeit habe ich vor allem viel über den Stakeholder-Dialog gelernt. Ich weiß, wie die unterschiedlichen Interessengruppen ticken und wie sie ihre Anliegen vertreten. Mir hilft es zu wissen, warum ein CSR-Manager wie argumentiert, welche Möglichkeiten er hat und was man bewegen kann. Gerade beim Stakeholder-Dialog ist es wichtig, wenn man weiß, wer welche Sprache spricht.


NGO-Dialog:
Was geben Sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des CSR-Kurses der Fundraising Akademie mit auf den Weg?

Dr. Sabine te Heesen: Mir ist es wichtig, dass sie wissen, was auf sie zukommt: CSR ist mehr als ein kleines Projekt am Rande. Es ist ein wichtiger Prozess, man bohrt dicke Bretter – und das macht großen Spaß!

Die aktuelle Fortbildung „CSR-Manager/-in (FA)“
Corporate-Social-Responsibility-Methoden kennenlernen, Themen definieren und CSR-Konzepte erfolgreich im Unternehmen umsetzen – das sind die Ziele dieser berufsbegleitenden sechsmonatigen Fortbildung. Die Fortbildung umfasst drei Präsenzphasen. Weitere Informationen hier.

(Bild: privat)

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