INTERVIEW

Aktion Restgeld: wie Mitarbeiter sich gesellschaftlich engagieren

LöhmannMit der „Aktion Restgeld“ setzen sich die Mitarbeiter der Axel Springer AG seit 25 Jahren für den guten Zweck ein. Das Unternehmen engagiert sich darüber hinaus mit zahlreichen weiteren Projekten, wie etwa der BILD-Hilfsaktion „Ein Herz für Kinder". Wie die Gehaltsspende funktioniert und worauf es bei der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und NGO ankommt, darüber sprachen wir mit Frau Löhmann, Leiterin Compensation & Benefits bei der Axel Springer AG.

NGO-Dialog: Frau Löhmann, die Mitarbeiter der Axel Springer AG engagieren sich mit der „Aktion Restgeld“ für Projekte gemeinsam mit der Welthungerhilfe. Können Sie die Aktion kurz vorstellen?

Die „Aktion Restgeld" funktioniert sehr einfach: Möchte ein Mitarbeiter mitmachen, so füllt er die Teilnahmeerklärung aus und wir hinterlegen den Wunsch in unserem System zur Gehaltsabrechnung. Die Teilnehmer verzichten freiwillig auf die Centbeträge hinter dem Komma ihrer Lohn- bzw. Gehaltsabrechnung. Der so zusammenkommende Jahresbetrag wird durch eine freiwillige Spende des Unternehmens aufgestockt und für ein weltweites Kinderhilfsprojekt der Welthungerhilfe zur Verfügung gestellt. Seit 25 Jahren gibt es diese Partnerschaft. Die Welthungerhilfe macht uns jedes Jahr einige Vorschläge mit für sie wichtigen Projekten. Wir beraten uns dann intern und holen auch die Expertise des Vereins
„BILD hilft e.V." ein, der auch für „Ein Herz für Kinder" verantwortlich ist.

NGO-Dialog: Wenn ein Unternehmen und eine NGO eine Zusammenarbeit planen, was würden Sie Ihnen als erste Schritte empfehlen, worauf sollten beide Partner achten?

Bevor sich ein Unternehmen engagiert, müssen zum Beispiel folgende Fragen geklärt werden: Passen Idee und Konzept zum Unternehmen? Wie soll die Spendensumme eingesetzt werden? Engagiert sich das Unternehmen im Ausland oder im Inland? Im Idealfall ergänzen sich neues und bisheriges Engagement, so wie es bei der Axel Springer AG der Fall ist: Mit unseren regionalen Medienmarken engagieren wir uns vor Ort, zum Beispiel mit den „Berliner Helden" oder der Aktion
„Von Mensch zu Mensch", mit der „Aktion Restgeld" engagieren wir uns dagegen für weltweite Projekte.

Wichtig ist auch, dass vorab die Erwartungshaltung geklärt wird. Bei der „Aktion Restgeld" kommen pro Monat maximal 99 Cent pro Mitarbeiter zusammen, daher wird die Aktion umso wirkungsvoller, je mehr Mitarbeiter sich beteiligen. Dann kann mit den vielen kleinen Centbeträgen auch viel bewegt werden, zumal wir das ja schon seit 25 Jahren machen.

Wichtig ist daher ein gutes Kommunikationskonzept mit kontinuierlichen Informationen über die Spendenverwendung: Welches Projekt unterstützen wir gerade und was wollen wir in Zukunft tun? Was ist aus vergangenen Projekten geworden? Diese Informationen sollten allen Mitarbeitern zugänglich sein.

NGO-Dialog: Wie hoch ist die Beteiligung Ihrer Mitarbeiter und was tun Sie, um die Aktion in Ihrem Unternehmen bekannter zu machen?

Die „Aktion Restgeld" wird nicht nur bei den Mitarbeitern der Axel Springer AG, sondern auch bei den Mitarbeitern der Tochtergesellschaften sehr gut angenommen. Mit unserem Mitarbeiter-Magazin, dem inside.mag, sowie aktuellen Informationen im Intranet haben wir gute interne Kommunikationsmöglichkeiten – und das standortübergreifend. Dadurch können wir eine aktuelle Berichterstattung gewährleisten. Außerdem bieten wir das Teilnahmeformular zum Download an bzw. stellen es neu eintretenden Mitarbeitern zur Verfügung. Aktuell denken wir darüber nach, ob wir zukünftig den Gehaltsabrechnungen einen Flyer beilegen. Das ist kein hoher finanzieller Aufwand und wir können gewährleisten, dass jeder Mitarbeiter erreicht wird.

NGO-Dialog: Von welchem finanziellen und personellen Aufwand reden wir, wenn es um die Abwicklung von Mitarbeiterspenden geht?

Wir engagieren uns gern und wenn der Workflow steht, ist das auch relativ einfach. Abgesehen von der Implementierungs-
phase fällt kaum zusätzlicher Aufwand an. Die Spenden werden automatisch gesammelt und auf ein separates Konto verbucht. Dafür wird in der Abrechnung ein Merkmal vergeben, mit dem die Teilnahme erfasst wird. Für die Auswertung der Spendensumme zieht unsere Buchhaltung einmal jährlich einen Report. Insgesamt ist der finanzielle Aufwand, abgesehen von unserem freiwilligen Aufstockungsbetrag, also gering.

NGO-Dialog: Was erwarten Sie im Rahmen dieser Kooperation von einer NGO, was sollte sie bieten, wie sollte sie sich einbringen?

An unserer 25-jährigen Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe können Sie sehen, dass wir sehr gut zusammenarbeiten. Vertrauen ist hierbei für uns das Wichtigste, denn es ist ein sensibles Thema, da es hier ja um die Verwendung von Geldern geht. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die enge Abstimmung über die geförderten Projekte und die Versorgung mit aktuellen Informationen aus den einzelnen Projekten. Die Vorschläge für die Kinderhilfsprojekte kommen von der Welthungerhilfe, denn sie verfügt über die notwendige Expertise und bereitet die Informationen so auf, dass wir erfahren, wo wir konkret helfen können. Und sie leistet natürlich die Abwicklung vor Ort.

Frau Löhmann, wir bedanken uns bei Ihnen für dieses Gespräch.

Frau Löhmann ist seit Oktober 2007 Leiterin Compensation & Benefits bei der Axel Springer AG. Sie verantwortet die Bereiche Vergütungssysteme, betriebliche Altersvorsorge und Benefits.

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