INTERVIEW

"Weil es schnell gehen muss..." – Katastrophenhilfe des DRK

Jan HoferInterview mit Jan Hofer über die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes in Haiti, sein Engagement als DRK-Botschafter und warum finanzielle Unterstützung für die Katastrophenhilfe so wichtig ist. Der bekannte Nachrichtensprecher engagiert sich seit 2005 für das DRK.

NGO-Dialog: Herr Hofer, wie kam es zu dem Entschluss, gerade das DRK zu unterstützen?

In einem persönlichen Gespräch mit Rudolf Seiters nach seiner Wahl zum Präsidenten des DRK habe ich zum ersten Mal die Vielfältigkeit der Aktivitäten wahrgenommen. Ich fand das sehr spannend, vor allem auch deshalb, weil viele Ehrenamtliche, vor allem junge Menschen, beim DRK mitarbeiten. In der Folge habe ich dann durch verschiedene Veranstaltungen, aber gerade auch durch Projektreisen im Rahmen der Katastrophenhilfe in den Sudan, nach Afghanistan und Haiti vor Ort erleben können, wie wertvoll und wichtig diese Arbeit ist. Ich freue mich, meinen Teil dazu beitragen zu können, das DRK in seiner Vielfältigkeit darzustellen.

NGO-Dialog: Warum ist die Katastrophenhilfe so wichtig?

Zunächst muss in Katastrophengebieten schnell gehandelt werden, weil es um Menschenleben geht. Es gibt ein Recht auf medizinische Versorgung. Darauf muss man vorbereitet sein und es braucht hierzu eine gut funktionierende Logistik und Organisation. Ich konnte vor Ort selber beobachten, wie wichtig es ist, ein gut funktionierendes Hilfssystem zu haben und Menschen, die genau wissen, was zu tun ist. Und vor allen Dingen hat mir wirklich imponiert, dass eine Hand voll Menschen versucht, die Einheimischen zu motivieren, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Das halte ich für eine unverzichtbare Angelegenheit.

NGO-Dialog: Wenn Sie von einem Recht auf medizinische Versorgung sprechen, wie setzt das DRK dieses Recht um?

Das „Krankenhaus aus der Kiste“ ist ein sehr plastisches Beispiel dafür, wie das DRK das Recht auf medizinische Versorgung erfüllt. Nach dem Erdbeben in Haiti hat das DRK ein Feldhospital eingeflogen – verpackt in über 850 Kisten. Da gibt es u.a. eine Geburtsstation, eine Kinderstation, zwei Operationssäle, eine Frühchen-Station und Bettenstationen. Dadurch kann das DRK mitten im Krisengebiet jeden Patienten entsprechend medizinisch versorgen – wie in einem normalen Kreiskrankenhaus. So ein "Krankenhaus aus der Kiste" muss deshalb im Vorfeld bis ins kleinste Detail vorbereitet sein.

NGO-Dialog: Gibt es ein Erlebnis im Zusammenhang Ihrer Projektreisen, das Sie ganz besonders beeindruckt hat?

Stark in Erinnerung ist mir die Situation im Sudan geblieben. Da herrscht eine unvorstellbare Hitze, da ist kein Wasser, da ist wenig Strom. Da muss man mit einfachsten Mitteln versuchen, etwas zu organisieren. Sie können z.B. keine hochmoderne elektrische Geburtsstation in einer Wüste betreiben, weil in kürzester Zeit der Sand die Geräte komplett zerstören würde. Da gibt es Leute, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als den Sand wegzufegen, um einigermaßen medizinische und hygienische Verhältnisse herzustellen. Und plötzlich stellt man fest, dass in diesem Chaos, in diesem unbeschreiblichen Elend dieses Lagers, trotzdem so etwas wie Solidarität entstehen kann.

NGO-Dialog: Wofür benötigt das DRK dringend Unterstützung?

Menschen sehen immer nur – und ich bin sicherlich ein gutes Beispiel dafür – was wir in den Nachrichten senden. Aber wer denkt an die vielen  Krisengebiete auf dieser Erde, wo das DRK aktiv ist und die aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwunden sind? Für diese „stillen“ Einsätze benötigt das DRK mehr finanzielle Unterstützung, um den Menschen die dringend benötigte Hilfe zuteil werden zu lassen. Das sieht man z. B. in den Logistikzentren des Roten Kreuzes weltweit, wo Hilfsgüter für den möglichen Krisenfall gelagert werden - von der wärmenden Decke, über Erste-Hilfe-Ausrüstung bis zu Haushaltspaketen, vorbereitet für den Katastrophenfall.

NGO-Dialog: Herr Hofer, wir bedanken uns für das Gespräch!

Jan Hofer, Chefsprecher der Tagesschau, engagiert sich seit 2005 als Botschafter für das Deutsche Rote Kreuz. Seit seiner Projektreise nach Darfur, um Flüchtlingslager und Gesundheitsstationen in der sudanesischen Krisenregion zu besuchen, lässt sich Jan Hofer die Arbeit für das DRK nicht mehr nehmen: "Die Arbeit des DRK ist großartig und wegweisend – und das über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ich freue mich, meinen Teil dazu beitragen zu können." Zuletzt hat Jan Hofer die Hilfsmaßnahmen für die Menschen in Haiti nach dem Erdbeben unterstützt.

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