INTERVIEW

„Programmieren war immer meine Passion.“

Michael Charbonnier

Bereits Ende letzten Jahres firmierte das Alzenauer Softwarehaus ENTER Services GmbH in die neue ENTERBRAIN Software AG um. Was nach einer reinen Formumwandlung aussieht, ist der konsequente Weg, die Nachfolge des bekannten Geschäftsführers, Firmengründers und NPO-Kenners Werner Gessing zu regeln. Die neue ENTERBRAIN Software AG soll den Kunden mit einer Doppelspitze Unternehmenskontinuität und Zukunftssicherheit vermitteln. Teil dieser neuen Führung ist Michael Charbonnier. Wir sprachen mit dem neuen Vorstand über die Entwicklung bei ENTERBRAIN, seinen Werdegang und seine Ziele mit dem Unternehmen, welches seit Jahren Partner der Fundraising-Akademie ist.

NGO-Dialog: Herr Charbonnier, Sie leiten seit Kurzem gemeinsam mit Firmengründer Werner Gessing die ENTERBRAIN Software AG. Was haben Sie vorher gemacht?

Michael Charbonnier: Ich bin weit herumgekommen – habe nach meinem Studium in Afrika in der Entwicklungshilfe gemeinsam mit meinem Vater gearbeitet. Dann hat es mich nach Teneriffa verschlagen.

 

NGO-Dialog: Das kann man schlechter treffen.

Michael Charbonnier: Genau, in dieser Zeit hatte ich wirklich viel Spaß. Ich habe in der Touristikbranche gearbeitet, den Radiosender Isora aufgebaut und wechselte dann zu einem großen spanischen Konzern Acciona, einer Abfertigungsfirma am Flughafen Teneriffa, von dort aus wurde ich 2000 nach Frankfurt am Main versetzt. In Frankfurt war ich zum Schluss verantwortlich für den Bereich IT und Infrastruktur.

 

NGO-Dialog: Das hört sich sehr nach Quereinsteiger an?

Michael Charbonnier: Richtig, ich habe jedoch seit jeher sehr viel programmiert. Angefangen hat es sehr früh – schon in den 80er-Jahren habe ich mit der Softwareentwicklung angefangen. Damals noch auf einem Computer Texas Instruments TI-99/4A, den mir meine Oma geschenkt hatte. Damals gab es eigentlich gar nichts, weder Spiele noch sonst etwas – so kam ich zur Informatik. Ich wollte auch in diesem Bereich studieren, aber es gab faktisch kein Angebot für Programmierer. So habe ich mich immer weiterentwickelt, bin stets am Thema dran geblieben. Programmieren war immer meine Passion.


NGO-Dialog: Da müssen Sie sich bei ENTERBRAIN ja jetzt wie zu Hause fühlen.

Michael Charbonnier: Absolut! ENTERBRAIN ist für mich wie ein Sechser im Lotto! Wissen Sie, mit 45 steht man doch am Scheidepunkt: Bleibe ich oder versuche ich noch mal was Neues, das war die Frage. Dann lief mir zufällig ENTERBRAIN über den Weg. Werner Gessing ist ja mit seinen 60 Jahren noch sehr jung, hat sich aber über seine Nachfolge Gedanken gemacht. Da er ebenfalls Programmierer ist und einen ähnlichen Werdegang hat wie ich, haben wir sehr gut zusammengefunden. Ich sehe in der Branche ein großes Potenzial.


NGO-Dialog: Aus der ENTERBRAIN GmbH wurde eine AG. Welche Strategie steckt hinter dieser neuen organisatorischen Form?

Michael Charbonnier: Der Grund für die Umfirmierung bestand darin, dass unsere Kunden Investitionen in ihre Software auch in der Zukunft gesichert sehen wollen. Mit der AG können wir unseren Kunden Aktien am Unternehmen anbieten, die Kunden haben dadurch mehr Einblick in das Unternehmen und sehen so ihre Software bei ENTERBRAIN gesichert. Wir pflegen eine langjährige Kundenbeziehung aufzubauen, da die Investition in eine Software wie ENTERBRAIN auf die Zukunft ausgerichtet ist.


NGO-Dialog: Das Thema Software ist für viele Non-Profit-Organisationen heute überlebenswichtig. Sehen Sie noch Entwicklungsmöglichkeiten?

Michael Charbonnier: Einer der Gründe, die mich zur Selbständigkeit bewogen haben, war gerade der, dass ich diese Branche so spannend finde. Es gibt noch viel Potenzial und Luft nach oben. Wir können noch so viel entwickeln und mitgestalten – das ist eine schöne Herausforderung.


NGO-Dialog: Wo sehen Sie die Zukunft der NPO-Software von ENTERBRAIN?

Michael Charbonnier: Als Außenstehender sehe ich, dass wir mit unserer professionellen Kommunikations- und Fundraising-Software ENTERBRAIN den Branchen-Standard setzen. Aber es wird noch zu wenig darüber gesprochen. Viele Kunden sind sich gar nicht über die Möglichkeiten, die die Software ihnen bieten kann, bewusst. Wir brauchen uns nicht zu verstecken – im Gegenteil, da kopieren eher andere von uns. In jedem Falle werden wir stärker in den Online-Bereich investieren, um uns dort kontinuierlich weiter zu entwickeln.


NGO-Dialog: Teilen Sie nicht die Sorgen von Organisationen, dass wenn ihre Daten außer Haus gehen, etwa beim Cloud Computing sie dann nicht sicher sind?

Michael Charbonnier: Diese Sorgen sind absolut berechtigt und nachvollziehbar! Das wichtigste Gut einer Non-Profit-Organisation liegt in ihren Daten. Je älter diese Spender-Daten sind, desto wertvoller werden sie. Wir bei ENTERBRAIN reden bewusst nicht über die Cloud. Wir bieten Software-as-a-Service an oder ASP und auch Outsourcing, die Daten liegen jedoch zu jeder Zeit zu 100 Prozent im Rechenzentrum von ENTERBRAIN. Diese Sicherheit können Clouds nicht garantieren.


NGO-Dialog: Wird es neue Produkte und Entwicklungen aus dem Hause ENTERBRAIN geben?

Michael Charbonnier: Selbstverständlich! Für mich ist das zum Beispiel das Thema Business Intelligence oder Mobile Apps. Dies ermöglicht beispielsweise, über ein mobiles Endgerät seine Spender bearbeiten und auswerten zu können. Oder ein Dash-Board für NPOs, um Reports und Projektauswertungen zeitnah vor Augen zu haben.


NGO-Dialog: Ist das nicht nur was für große Kunden?

Michael Charbonnier: Auf keinen Fall. Jeder Kunde besitzt für uns den gleichen Stellenwert, ob große Organisation oder kleiner Verband. Dabei gestalten wir die Programme so benutzerfreundlich wie möglich. Zum Beispiel, wenn ein Vorstandsvorsitzender über seinen Gesprächspartner up-to-date sein will, dass er dafür nicht noch mal ins Büro zurück muss, sondern nur aufs Handy schaut. Wichtig dabei ist, dass es ausreichend getestet und dadurch die Sicherheit gewährleistet ist.


NGO-Dialog: Ihre Firma ist auch Partner der Fundraising-Akademie. Was haben Sie zukünftig gemeinsam vor?

Michael Charbonnier: Wir werden auf jeden Fall die Zusammenarbeit wieder intensivieren. Zum Einen wollen wir die erfolgreiche gemeinsame Ausbildung zum Datenbankmanager durch Peter Iversen-Schwier wieder neu auflegen. Ebenso sind gemeinsame Veranstaltungen, Messeauftritte und Schulungsaktivitäten geplant. Um ein Beispiel zu nennen: bei unserem diesjährigen Kunden- und Interessenten-WORKSHOP am 2. Oktober im Gesellschaftshaus im Palmengarten Frankfurt wird die Fundraising-Akademie als Bildungs-Partner auftreten. Wir sind auf einem guten Weg in Richtung Zukunft!

 

(Foto: ENTERBRAIN Software AG)

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