INTERVIEW

„Ein Verband mit gut 1300 großartigen Leuten!“

Miriam Wagner Long und Dr. Martin Dodenhoeft
Miriam Wagner Long und Dr. Martin Dodenhoeft

Der Deutsche Fundraisingverband wählte auf seiner Mitgliederversammlung am 4. April 2014 einen fast komplett neuen Vorstand. Wir sprachen mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Dr. Martin Dodenhoeft, Leiter Kommunikation und Marketing des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, und der stellvertretenden Vorsitzenden Miriam Wagner Long von der Agentur Zielgenau über die Zukunft des deutschen Fundraisingverbandes unter neuer Leitung.

NGO-Dialog: Der Deutsche Fundraisingverband befindet sich im Umbruch. Manche sprechen sogar von einem Neustart. Was braucht der Verband?

Dr. Martin Dodenhoeft: Ich denke, dass der Verband interessante, auch schwierige Zeiten hinter sich hat. Dazu gehört, dass wir im vergangenen Jahr auch etwas Aufruhr hatten. Ich finde das durchaus normal, wenn man sich mit einem Schiff in neuem Fahrwasser befindet. Wir sind jetzt Fachverband und nicht mehr Berufsverband. Das ist offenbar noch nicht überall angekommen und führt auch zu manchem Missverständnis.

 

NGO-Dialog: Frau Wagner Long, warum haben Sie als junges Mitglied gerade in dieser Umbruchphase für den Vorstand kandidiert?

Miriam Wagner Long: Richtig, ich bin erst seit knapp zwei Jahren Mitglied des Verbandes. Ich würde deshalb sagen, dass ich auch noch nicht so betriebsblind bin. Vielleicht ist es auch ein Vorteil, die Historie nicht so gut zu kennen, so bringe ich etwas Frische hinein, auch Erfahrungen aus meiner Zeit beim amerikanischer Fundraisingverband. Ich möchte mich aktiv einbringen und nicht nur diskutieren, auch in der Hoffnung, dass sich noch mehr jüngere Fundraiserinnen und Fundraiser entschließen, aktiv zu werden.

 

NGO-Dialog: Sie haben sich offensichtlich im Vorfeld der Wahl schon intensiv ausgetauscht. Waren Sie sich schnell über die Aufgabenverteilung einig?

Dr. Martin Dodenhoeft: Wir haben uns im Vorfeld getroffen, kennengelernt und darüber ausgetauscht, was wir für Interessen an der Arbeit des Fundraisingverbandes haben. Dabei hat sich erfreulicherweise herausgestellt, dass jeder von uns unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte hat, die sich harmonisch ergänzen. Die Ergebnisse des Workshops auf dem Fundraisingkongress, der sich mit der Zukunft des Verbandes beschäftigte, haben gezeigt, dass viel zu tun ist. Ich bin froh, dass wir ein Team sind, das so breit aufgestellt ist, dass wir diese Aufgaben auch konzentriert angehen können.

 

NGO-Dialog: Über 50 Mitglieder brachten sich in den Zukunftsworkshop zur Arbeit des Verbandes ein. Hat der Verband die Ressource Mitgliedschaft neu entdeckt?

Miriam Wagner Long: Aber gerade die Mitgliedschaft ist doch das A&O des Verbandes, insofern ist es für uns ganz selbstverständlich, dass der Dialog mit den Mitgliedern weiter belebt werden muss und wir großen Wert auf eine Regelmäßigkeit der Kommunikation und Transparenz legen werden.

Dr. Martin Dodenhoeft: Einer der Hauptkritikpunkte aus der Diskussion letztes Jahr war ja die fehlende Einbeziehung der Mitgliedschaft: Deshalb entschlossen wir uns auch zu einer Mitgliederbefragung und zu dieser Zukunftswerkstatt. Ich kann mir gut vorstellen, das auf dem nächsten Kongress fortzusetzen. Ich denke, wir werden in einem Jahr viel Neues zu berichten haben. Möglicherweise werden wir auch Kritik einstecken, aber das gehört dazu. Wir wollen die Mitglieder aktiv einbinden. Wir sind ein Verband mit gut 1300 ziemlich großartigen Leuten, die tolle Fähigkeiten haben, die es jetzt für den Verband noch stärker zu nutzen gilt.

 

NGO-Dialog: Da sind wir bei einer spannenden Zahl. Hoffen Sie, dass sich durch diese neue Offenheit auch wieder mehr Mitglieder dem Verband anschließen? Auch die Absolventen der Fundraising-Akademie könnten ja dazu zählen.

Miriam Wagner Long: Natürlich freuen wir uns über die Absolventen der Akademie als Mitglieder. Ich denke aber durchaus auch noch an andere Kurse. Außerdem ist es für mich ein Anliegen, ein passendes Mitgliedsangebot für kleinere und mittlere Organisationen zu machen, um die auch mit ins Boot zu holen. Das wird sicher über die Kommunikation in den Regional- und Fachgruppen des Verbandes gut gelingen. Da gibt es ein großes Potenzial, das bisher noch nicht systematisch genutzt wurde.

Dr. Martin Dodenhoeft: Die Mitgliederbefragung des Verbandes ergab deutlich, dass die Attraktivität und die Leistungen des DFRV für seine Mitglieder die wichtigsten Baustellen sind.

 

NGO-Dialog: Was sind die ersten Schwerpunkte, die Sie sich jetzt vorgenommen haben?

Dr. Martin Dodenhoeft: Die Stärkung des Ansehens des Deutschen Fundraisingverbandes als ernst zu nehmender Partner der Bundesregierung oder der Deutschen Post ist uns sehr wichtig. Die oberste Priorität für mich ist, die Rahmenbedingungen für ein gutes Fundraising zu verbessern. Hier werden wir noch viel zu wenig wahr genommen. Das wollen wir ändern, und ich spüre auch in der Mitgliedschaft den Drang, dieses Anliegen aktiv zu unterstützen.

 

 

(Foto: Paul Stadelhofer)

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