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Es darf auch Gold sein

So klein und doch so wertvoll. Fast 200 Euro bekommt man momentan für 10 Gramm Gold.
So klein und doch so wertvoll. Fast 200 Euro bekommt man momentan für 10 Gramm Gold.

Gold zu spenden, hat etwas Edles. Doch Zahngold? Trotzdem setzt gerade wieder eine Initiative am Universitätsklinikum Essen auf diese ungewöhnliche Form des Fundraisings. Die Spendenaktion „Mein Goldstück für ein Goldstück“ soll Frühchen und schwerstkranken Kindern helfen.

Der aktuelle Goldpreis liegt bei über 1.000 Euro pro Unze. Das heißt für 10 Gramm 585er Gold bekommt man momentan etwa 190 Euro. Kein schlechter Preis! Kein Wunder, dass auch Zahngold bei Fundraiserinnen und Fundraisern ins Blickfeld rückt. Schon seit Jahren sind immer wieder Aktionen von Zahnärzten zu beobachten, die Zahngoldfüllungen ersetzen und dann ihre Patienten fragen, ob sie ihr Zahngold spenden würden. Dr. Markus Halft aus Hennef zum Beispiel sammelte und bereitete das Zahngold ein Jahr lang auf und konnte dann der Kinder- und Jugend- sowie der Altenstiftung Hennef eine Spende von insgesamt 10 000 Euro überweisen.

Sammeln ist wichtig

Das Sammeln über einen längeren Zeitraum ist deswegen wichtig, weil die Scheideanstalten, die das Gold zum Schluss aufbereiten auf die sogenannten Scheidekosten bei größeren Lieferungen verzichten. Sie verdienen beim Weiterverkauf des Goldes. Das ist aber nicht Standard. In dem Fall übernahmen die Zahnärzte die Grundreinigung des Zahngoldes selbst. „Das ist viel Schleifarbeit, die von Hand gemacht werden muss“, erklärt Halft gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger.


Gold für „Frühchen“

Dr. Annette Felderhoff-Fischer, Oralchirurgin in München, und ihre Schwester Prof. Ursula Felderhoff-Müser, Direktorin der Klinik für Kinderheilkunde I am Universitätsklinikum Essen, fanden diese Idee auch gut, denn sie wollen Frühchen und schwerstkranken Kindern helfen. Deshalb starteten sie die Spendenaktion „Mein Goldstück für ein Goldstück“. In Zusammenarbeit mit zahnärztlichen Praxen stehen Sammelboxen bereit, mittels derer Patienten altes Zahngold oder alten Schmuck spenden können. Die Einnahmen kommen unmittelbar den betroffenen Kindern zugute und unterstützen die Stiftung Universitätsmedizin Essen.

„Damit die Eltern später zu Hause ihr frühgeborenes Kind umfassend und kompetent betreuen können, hat das Universitätsklinikum Essen das Projekt der Elternberatung „Frühstart/Bunter Kreis“ initiiert. Den Eltern steht ein multiprofessionelles Team, bestehend aus Ärzten, Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagogen und Psychologen, mit Rat und Tat zur Seite – mit einem mobilen Dienst auch bis zu drei Monaten über den Klinikaufenthalt hinaus“, erläutert Prof. Dr. Ursula Felderhoff-Müser die Initiative.

Doch bei solchen Aktionen ist auch einiges zu beachten. Einen Einblick in die Praxis gibt dazu ein Beispiel der Bürgerstiftung Taunusstein. So bekam die Stiftung von ihrer Stiftungsaufsicht zum Beispiel den Tipp auf den Spendendosen unbedingt zu vermerken, ob es sich um eine Spende oder eine Zustiftung handelt. So können die hohen Beträge zum Schluss auch in den Vermögensstock einer Stiftung fließen.


Patienten als Fundraiser

Wichtig für die Ansprache von Zahnärzten sind die Patienten. Die Bürgerstiftung Taunusstein machte die Erfahrung, dass die Zahnärzte zugänglicher waren, wenn ihre Patienten sie auf die Sammelaktion ansprachen. Mittlerweile hat sie mehr als die Hälfte der in Taunusstein ansässigen Zahnärzte angesprochen und in deren Praxen Sammeldosen aufgestellt.


Keine Zuwendungsbestätigung

Eine Spendenbescheinigung ist allerdings nicht möglich. Hierfür müsste das abgegebene Gold einzeln bewertet werden, was fast unmöglich ist. Problematisch ist auch die hohe Konkurrenz im Altgold-Markt. Hier tummeln sich viele Haie im Becken. Juweliere, Scheideanstalten aber auch dubiose Altgoldeinkäufer im Internet. Vertrauen zu schaffen und mit kompetenten und seriösen Partnern zu arbeiten, ist für also auch für solche Spendenaktionen Pflicht.


Konkurrenz nimmt zu

Auch deutschlandweit tätige Organisationen haben das mittlerweile erkannt. Zahngold-Aktionen haben auch SOS-Kinderdorf oder die German Doctors gestartet. Sie schicken den Spendern auf Anfrage Umschläge, in denen das Altgold dann eingesandt wird oder stellen in Praxen Dosen mit ihren Logos auf. Bei SOS-Kinderdorf steckt der Dienstleister „Bonaureus“ dahinter, der auf seiner Website auch gute Praxis-Tipps gibt. So erhält die Scheideanstalt Kulzer zum Beispiel eine Aufwandsspendenbescheinigung für die Scheidekosten, die normalerweise anfallen würden, weil sie diese Kosten den SOS-Kinderdörfern erlässt.

(Bild: pxhere.de)

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Kommentar von Holger Menze |

Interessant. Wir haben gerade eine Telefonkampagne abgebrochen, in der wir Zahnärzte angerufen und gefragt haben, was sie denn mit dem bei ihnen anfallenden Zahngold machen. Die durchgängige Antwort war eigentlich immer, dass heutzutage kaum noch Zahngold anfällt, jedenfalls nicht genug, um das in irgendeiner Form zu verwerten.

Dabei sind die Zahnärzte gar nicht abgeneigt, Zahngold zu spenden, denn sie müssen ihre Patienten sowieso fragen, was damit geschehen soll.

Kommentar von Matthias Daberstiel |

Vielleicht kombiniert das die Initiative deswegen auch mit Altgold. Im Osten funktioniert es gar nicht, meines Wissen. Für Amalgam bekommst du nichts. ;)