AKTUELLE DEBATTE

Spenden für Flüchtlinge: Regeln, Tipps und Hinweise

Sara Nuru von Menschen für Menschen: „Wir können voneinander so viel lernen und gewinnen.“
Sara Nuru von Menschen für Menschen: „Wir können voneinander so viel lernen und gewinnen.“

Die Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen ist in Deutschland groß. Viele Helfer engagieren sich persönlich vor Ort, aber auch Geldspenden werden dringend gebraucht. Wir geben praktische Hinweise für Helfer.

Ein großes Problem für die vielen freiwilligen Flüchtlingsinitiativen ist die Steuer. Denn viele der Projekte sind weder Verein noch Stiftung, also nicht als gemeinnützig anerkennbar und können deshalb keine Spendenbescheinigungen ausstellen. Das Bundesfinanzministerium hat nun Steuererleichterungen im Zeitraum vom 1. August 2015 bis zum 31. Dezember 2016 beschlossen.

Finanzamt vereinfacht Spendenabzug

Danach können auch Initiativen oder Firmen, die nicht gemeinnützig sind, Spenden für Flüchtlinge sammeln. Dafür muss ein Spendenkonto als Treuhandkonto geführt und das Geld anschließend für die Flüchtlingshilfe weitergeleitet werden. Eine Zuwendungsbestätigung stellen die NGOs aus, an welche die Spenden weitergeleitet werden. Dafür muss diesen NGOs eine Liste mit den einzelnen Spendern und den jeweiligen Spendensummen von der sammelnden Firma oder Initiative übergeben werden.

Auch gemeinnützige Organisationen, die sich nicht für die Flüchtlingshilfe engagieren, können im Rahmen von Sonderaktionen dafür Geld sammeln, ohne dass sie ihre Satzung ändern müssen. In der Zuwendungsbestätigung muss aber auf die Sonderaktion hingewiesen werden. Zweckungebundene Mittel können ebenfalls für die Flüchtlingshilfe eingesetzt werden. Die Satzung muss auch dafür nicht geändert werden. Das gilt auch für Spenden an andere Organisationen, die sich für die Flüchtlingshilfe einsetzen. Ein Beispiel ist der Förderfonds „Tafeln – Leben – Integration“ des Bundesverbandes Deutscher Tafeln. Mit dem Erlös unterstützt der Bundesverband lokale Tafeln bei der Durchführung besonderer Flüchtlingsprojekte sowie Tafeln, deren Besucherzahl in den vergangenen Monaten stark zugenommen hat.

Tafeln starten Förderfond

„Über 150.000 Flüchtlinge suchen mittlerweile Hilfe und Unterstützung bei den Tafeln. Das ist ein Zuwachs der Tafel-Nutzer um 10 Prozent. Viele Tafeln sind dadurch überlastet oder am Rande der Belastungsgrenze“, schildert der Bundesvorsitzende der Deutschen Tafel Jochen Brühl die aktuelle Situation. „Wir dürfen die Ärmsten nicht gegen die Armen ausspielen“, so Brühl weiter. Mit den zusätzlichen Spenden soll daher die kurzfristige Mehrbelastung der Tafeln aufgefangen werden und somit allen Tafel-Nutzern zu Gute kommen. „Ohne zusätzliche Spenden können die Tafeln diese akute Herausforderung nicht bewältigen und müssen Menschen in Notsituationen abweisen.“

Eine weitere Erleichterung ist, dass das Finanzamt bei Spenden zur Flüchtlingshilfe im genannten Zeitraum nun auch den vereinfachten Zuwendungsnachweis akzeptiert. Das heißt, dass unabhängig von der Spendenhöhe der Beleg über die Barzeinzahlung, ein Kontoauszug oder ein Ausdruck vom Online-Banking ausreicht. Es muss also nicht für mehr ab 200 Euro eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Möglich sind auch Arbeitslohnspenden, bei denen Arbeitnehmer auf Teile ihres Lohns verzichten, damit der Arbeitgeber diese der Flüchtlingshilfe spendet. Dieser Betrag wird nicht dem steuerpflichtigen Arbeitslohn angerechnet.

Stiftungen engagieren sich

Der Bundesverband deutscher Stiftungen schätzt, dass 350 Stiftungen die Unterstützung von Flüchtlingen oder Asylsuchenden, darunter fallen auch durch Krieg traumatisierte Menschen, in ihrer Satzung festgeschrieben haben. 590 Stiftungen unterstützen Integration und Migration. Tatsächlich aber ist die Zahl der Stiftungen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder engagieren wollen, größer. Viele Stiftungen, darunter viele Bürgerstiftungen, und Stiftungsverbünde weiten momentan ihre bestehenden Aktivitäten im Bereich Bildung, Sport oder Gesundheit auf Menschen aus, die nach Deutschland geflüchtet sind. Eine Übersicht ist hier zu finden

„Die Flüchtlingshilfe ist auch bei einer großen Zahl unserer Stiftungsmitglieder Thema der Stunde. Da hilft es, dass das Bundesministerium der Finanzen deutliche Erleichterungen für die Arbeit gemeinnütziger Organisationen beschlossen hat. Gleichwohl gibt es hier noch Klärungsbedarf zwischen den Stiftungen, der Stiftungsaufsicht und der Finanzverwaltung“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Prof. Dr. Michael Göring. Sein Verband hat deshalb ein Faktenblatt veröffentlicht.

Ursachen bekämpfen

Wie im letzten ngo-dialog berichtet, ist die Hilfsbereitschaft hoch, aber die Spendenbereitschaft noch ausbaufähig. „Wir dürfen nicht vergessen, den Menschen in ihren Heimatländern weiterhin unsere Unterstützung zu geben“, betont Sara Nuru, die Botschafterin der Stiftung Menschen für Menschen ist. „Denn nur, wenn die Menschen für ihre Familien eine Chance auf eine lebenswerte und menschenwürdige Zukunft in ihrer Heimat sehen, werden sie nicht gezwungen sein, sie zu verlassen.“ Die geborene Äthiopierin sieht am Beispiel ihrer eigenen Familiengeschichte „wie unendlich wertvoll und wichtig es ist, den Menschen hier wie dort mit Offenheit, Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit zu begegnen. Wir können voneinander so viel lernen und gewinnen.“ Das bestätigen mittlerweile auch Experten, die in der Einwanderung einen positiven Wirtschaftsfaktor sehen. Deshalb wird auch der Ruf nach einer stärkeren Beteiligung von Unternehmen lauter.

Sponsoring ist möglich

Eine Möglichkeit ist das Sponsoring. „Sponsoring wird von Flüchtlingsinitiativen eher selten in Betracht gezogen, da ein Vertragsschluss häufig als zu aufwendig betrachtet wird. Stattdessen werden die Mittel „einfach so“ geleistet, ohne dass diese vom Unternehmen als Betriebsausgaben steuermindernd in Ansatz gebracht werden können“, berichtet Rechtsanwalt Dr. Daniel Hampe. Er hat für diesen Fall einen kurzen Muster-Sponsoringvertrag „Flüchtlingshilfe“ entwickelt, der innerhalb weniger Minuten abgeschlossen werden kann und dem Unternehmen den Betriebsausgabenabzug sichert. Der Muster-Sponsoringvertrag kann auf der Website staathilfe.de kostenfrei heruntergeladen werden.

Informationen und Födermittel

Auch Verbände machen mit und geben Hilfe und Unterstützung für Flüchtlingsinitiativen. Der Landesverband Soziokultur Sachsen e. V. veröffentlicht auf seiner Website zum Beispiel Tipps für den Umgang mit ehrenamtlichen Helfern und Projektbeispiele von denen man sich etwas abschauen kann.

Das Thema Fördermittel für Integration und Flüchtlingsinitiativen greift Friederike Vorhof, Beraterin für Förder- und Drittmittel in Berlin in einer aktuellen Publikation auf, die sie kostenfrei an Interessierte weitergibt.

(Bild: Jürgen Wacker/Menschen für Menschen)

Zurück

Einen Kommentar schreiben