AKTUELLE DEBATTE

Beten hilft immer - Die Probsteikirche in Leipzig

Einladend: Plakate an der neuen Probsteikirche in Leipzig zum Katholikentag
Einladend: Plakate an der neuen Probsteikirche in Leipzig zum Katholikentag

Der Kirchenneubau der Probsteikirche in Leipzig ist durch den vergangenen Katholikentag wieder in den Fokus gerückt. Die Finanzierung der Kirche durch Spenden in der katholischen Diaspora in Leipzig wirkt immer noch unwirklich.

Wenn Pfarrer Gregor Giele von der Probsteikirche in Leipzig auf sein Neubauprojekt in der sächsischen Diaspora zurückschaut, dann wird er vielleicht daran denken, dass der Satz, den er auf Bierdeckeln zur Fußball-WM 2010 in Leipzig verteilte: „Beten hilft immer“, wohl auch ein wenig Zweckoptimismus war.

Neubau in der Diaspora

Leipzig ist schon seit Jahrhunderten eher evangelisch geprägt. Heute gibt es nur noch vier Prozent Katholiken in Leipzig. In Regensburg, dem Austragungsort des letzten Katholikentags, sind es zum Beispiel 16 Prozent. In Leipzig eine Kirche mit einer Bausumme von 15 Millionen und einem Spendenanteil von 7 Millionen für das Gebäude und zwei Millionen Euro für die Einrichtung errichten? Da muss der Glaube stark sein.

Deutschlandweite Spendenstrategie

Gregor Giele ging das Projekt mit der Agentur Bergmoser & Höller an, welche die Strategie ausgab, das Projekt über die Grenzen Leipzigs zu tragen, um mit der Probsteikirche in Leipzig ein Signal zu senden. Hinzu kamen Fürsprecher wie Bischof em. Joachim Reinelt und ein Großspender. Das Bonifatiuswerk förderte das Vorhaben bis heute mit 1,475 Millionen Euro und übernahm auch die Spenderverwaltung. Am Anfang fehlte es an allem: „Was uns vor allem fehlte, waren Adressen, die wir anschreiben und um Spenden bitten konnten“, erinnert sich Giele. Doch nach einer bundesweiten Kollekte nach dem Startschuss 2009, Beilagenschaltungen in Zeitungen und dem persönlichen Besuch von Probsteimitgliedern in rund 150 Pfarreien, war der Grundstein für eine Hausliste von 3.500 Spenderinnen und Spendern gelegt.

Der Jugendchor der Probsteikirche beim Katholikentag
Der Jugendchor der Probsteikirche beim Katholikentag

Anlässe finden und Internet einbeziehen

Um das Projekt lebendig zu halten, nutzte die Gemeinde auch die Bauetappen und kirchliche Feste, um für Aufmerksamkeit zu sorgen und ging auch in die sozialen Medien. Das Baugeschehen konnte man zum Beispiel mit einer Baustellenkamera im Internet verfolgen. Um den Spendern eine Beteiligung zu erleichtern und noch weitere Menschen zu begeistern, wurden Anleitungen für „Solidar-Essen“ und Anlassspenden gegeben, und ein Spendenbuch im Netz enthält alle Namen der Förderer des Projektes.

Orgelpaten gesucht

Über 3,5 Millionen Euro trugen private Spenden zum Neubau bei. Dazu die Großspende des Bonifatiuswerks, und durch die bundesweite Kollekte 2009 kamen 2,17 Millionen Euro zusammen. Noch fehlen aber Spenden für die Einrichtung der Kirche, die im Herzen Leipzigs direkt gegenüber dem Rathaus errichtet wurde. Zwei Fördervereine unterstützen mittlerweile die Kirche: Die „Freunde der Probsteimusik Leipzig e.V.“ und der „Kirchbauförderverein neue Probsteikirche Leipzig“. So wird zum Beispiel gerade um Orgelpatenschaften geworben.

Bierdeckel zur Fußball-WM 2010: „Beten hilft immer!“
Bierdeckel zur Fußball-WM 2010: „Beten hilft immer!“

Kreativität schadet nicht

Pfarrer Giele berichtete auch, dass Kreativität ein wichtiger Faktor für eine Spendenkampagne ist: „Die außergewöhnlichen Maßnahmen bereiten die größte Freude. So machen wir nicht nur an Infoständen auf Katholiken- und Kirchentagen auf uns aufmerksam, sondern waren auch schon auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt und auf dem Bundesparteitag der CDU vertreten. Was gerade bei der persönlichen Ansprache auf Veranstaltungen wichtig ist, sind individuelle, authentische Eyecatcher und Give-aways. Wir geben beispielsweise CD-Postkarten mit Musik unseres Propsteichors sowie Schlüsselanhänger in Form einer historischen Glocke unserer Propsteikirche ab. Dabei tragen wir auch schon mal humorvolle T-Shirts, auf denen Martin Luther als Fürsprecher – wohlgemerkt für einen katholischen Kirchenneubau – fungiert.“

Bürgerliche Unterstützung

Die Gesellschaft Harmonie, einer der ältesten Fördervereine in Leipzig, spendete 10.000 Euro für das neue bronzene Kirchenportal. „Zur Finanzierung des Kirchenportals haben wir uns entschlossen“, so Vorstandsvorsitzender Bernhard Wiedemann, „weil das finanzielle Engagement für soziale und kulturelle Projekte in unserer Stadt Leipzig zum Selbstverständnis und zur Tradition der mittlerweile 239 Jahre alten Gesellschaft Harmonie gehört“. Pfarrer Giele dankte für die Unterstützung: „Das ist ein ganz besonderer Beitrag zu unserer neuen Kirche, und er wird immer mit dem bürgerlichen Engagement der Gesellschaft Harmonie verbunden bleiben“. Die Propsteigemeinde wünsche sich, dass das bronzene Kirchenportal „alle Leipziger und ihre Gäste dazu einlädt, das Gotteshaus zu besuchen. Aber auch das Leben in dem neuen Haus, wie etwa die Angebote zu Gesprächen und Konzerten, sollten von vielen angenommen werden.“

(Bilder: Probsteikirche Leipzig, Bergmoser + Höller)

Zurück

Einen Kommentar schreiben