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Ohne SEPA läuft es nicht

SEPA

Überraschenderweise gibt es immer noch Organisationen, die sich nur wenig mit der Einführung des Single Euro Payments Area (SEPA) in Europa beschäftigen. Dabei betreffen die Veränderungen bei Einzugsverfahren und Lastschrift wichtige Zahlungsmodelle des Fundraisings.

Sowohl auf dem Fundraisingkongress als auch auf regionalen Tagungen, wie den Fundraisingtagen ist Verunsicherung zum Thema Single Euro Payments Area (SEPA) zu spüren. Einige große Organisationen sind bereits beschäftigt und haben Arbeitsgruppen gebildet, um den Umstellungsprozess zu managen. Andere sind wegen so mancher Fehlinformation in den letzten Wochen hin und hergerissen, wie und was sie tun sollen.

SEPA-Experte und Fundraising-Berater Willibald Geueke warnte erst jüngst in einem Interview in der „Fundiert“, dass mit dem Stichtag 1. Februar 2014 weder Überweisungen noch Lastschriften getätigt werden können und so die Existenz von Non-Profit-Organisationen bedroht sei, wenn sie nicht rechtzeitig auf SEPA umstellen.

In diesem Zusammenhang zitiert er auch aus einem Bericht der Deutschen Bundesbank, nach dem bis zum 31. Dezember 2012 lediglich 135.195 Gläubigeridentifikationen vergeben wurden, bei einer Gesamtanzahl laut Statistischem Bundesbank von 3,6 Millionen Unternehmen und 500.000 eingetragenen Vereinen. Ohne diese Gläubiger-Identifikationsnummer kann der Verein aber die neuen SEPA-Mandate nicht annehmen.

Für die Vereine kann ein Verschlafen der Umstellung auch einen Vertrauensverlust von Spendern bedeuten, denn wenn diese spenden wollen und das wegen der fehlenden Umstellung nicht pünktlich möglich ist, ist das ein enormer Spendenverhinderer. Spender könnten sich sogar von der Organisation wegen dieser Unprofessionalität abwenden.

Laut Deutschem Fundraisingverband wird es besonders bei Internet-Lastschriften heikel, denn Lastschriften ohne „physikalische Unterschrift“ sind ab Februar 2014 nicht mehr verfahrenskonform. Den Spenderinnen und Spendern stünden als Alternative nur noch das Ausdrucken, Unterschreiben und Zurückschicken des SEPA-Mandatsformulars oder der Umstieg auf andere, deutlich teurere Zahlungsverfahren (Kreditkarte, Paypal, etc.) zur Verfügung. Die Erfahrung zeigt, dass diese Alternativen zu deutlich höheren Abbruchraten im Online-Bezahlverfahren führen. Aber es sind keine anderen Alternativen in Sicht.

SEPA bedeutet aber auch technische Umstellungen bei der Spendenverwaltungssoftware. Cornelia Blömer, die Organisationen bei dem Umstellungsprozessen begleitet, erläutert „Der Umfang der nötigen technischen Änderungen in der Fundraising-Software ist groß und geht weit über die Erfassung und Konvertierung von Kontoverbindungsdaten hinaus. Für diese stellt die Bundesbank länderspezifische Umrechnungsregeln und Konvertierungsrechner zur Verfügung. Da ein Großteil der notwendigen Umstellungen für alle Kunden verpflichtend ist, sollten die Änderungen für Lizenznehmer im Rahmen eines technischen Releases eigentlich kostenfrei sein. Doch jede Fundraising-Software ist anders – ebenso jede Spendenorganisation. Daher ist es wichtig, dass jede Organisation dem Software-Anbieter ihre Anforderungen – möglichst anhand konkreter Geschäftsvorfälle – verdeutlicht.“

Auch eine aktuelle Studie der ibi research an der Universität Regensburg GmbH sagt aus, dass Vereine zu 31 Prozent die SEPA-Lastschrift erst zum zweite Halbjahr 2013 einführen wollen. 29 Prozent hatten sich zur Einführung noch keine Meinung gebildet und ein knappes Viertel will erst zum 1. Februar 2014 richtig damit starten. Experten sind sich darin einig, das eine Umstellung zur Deadline fast nicht zu bewältigen ist, zumal im spendenreichen vierten Quartal ein funktionierendes Zahlungssystem absolut unumgänglich ist.

Weiterbildungs- und Beratungsangebote zur SEPA-Umstellung schießen momentan wie Pilze aus dem Boden. Vertrauenswürdig sollte man sich als Non-Profit-Organisation an den IT-Ausschuss des Deutschen Fundraisingverbandes (DFRV) wenden, der mit dem Thema schon länger befasst ist und eine Reihe von Dokumenten auf der Seite des Verbandes zur Verfügung stellt. Empfehlenswert ist auch die Seite Sepa-Wissen.de und eine Reihe von guten Checklisten, die hier zu finden sind.

Frank-Rainer Laake, Vorstand der Sparkasse am Niederrhein, bekräftigt: „Wer jetzt mit den Vorlaufarbeiten beginnt und nicht erst kurz vor dem Stichtag handelt, stellt sicher, dass er auch im kommenden Jahr problemlos seine Geldgeschäfte erledigen kann.

Doris Kunstdorff, Leiterin des IT Ausschuss des DFRV brachte es kürzlich in einem Blog auf den Punkt: „Das SEPA-Thema ist leider komplex. Ohne Einarbeitung, Sich-Kümmern, Aktiv-Werden wird es nichts mit der Umstellung!“ Die Zeit drängt.

(Foto: Sparkasse am Niederrhein)

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