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Der 21. Deutsche Fundraisingkongress im Rückblick

Die Gewinner des Deutschen Fundraisingpreises 2014
Die Gewinner des Deutschen Fundraisingpreises 2014

Letzte Woche ging der 21. Deutsche Fundraisingkongress zu Ende. Gleichzeitig fand die mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung des Deutschen Fundraisingverbandes statt. Zeit für ein Fazit.

von Matthias Daberstiel

Der wieder gut besuchte 21. Deutsche Fundraisingkongress des Deutschen Fundraisingverbandes (DFRV) war wieder eine sehr verbindende Veranstaltung. Netzwerken und der Austausch von Fundraisern und Fundraiserinnen standen im Vordergrund. Es war auch die Premiere für den Verband. Zum ersten mal war er auch Ausrichter des Kongresses und trug organisatorische und finanzielle Verantwortung. Gemeinsam mit der Agentur Kaiserwetter wurde ein recht reibungsloses Programm mit hoher Dichte organisiert.

Wermutstropfen waren die ausgefallenen Keynotes. Ob wegen Pilotenstreiks (Jaka Bizilj, Cinema for Peace) oder plötzlicher Unpässlichkeit (Staatssekretär Gerd Billen), da besteht für den nächsten Kongress Verbesserungsbedarf. Gerhard Wallmeyer von Greenpeace rettete zumindest den Freitag Vormittag mit einem interessanten Vortrag, was der Referentin von Cinema for Peace nicht annähernd gelang. Auch den Kongress ganz ohne inhaltlichen Impuls zu eröffnen, war sehr gewöhnungsbedürftig. Deutlich war aber das Bemühen der Veranstalter, dem Kongress ein freundliches Gesicht zu geben. Die aufmerksame und freundliche Betreuung durch das Team von Kaiserwetter und WOK ist hier besonders zu nennen. Auch die Idee, ein Video zum Happy-Song zu drehen, fällt in diese Kategorie, der sich die Teilnehmenden und auch die Fundraisingakademie nicht verschlossen.

Die Gala des Deutschen Fundraisingverbandes wartete mit Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven, die UNESCO-Sonderbotschafterin für das Programm Bildung für Kinder in Not ist, auf. Sie wirkte sehr polarisierend. Nicht nur, weil sie in einer pompösen Spendengala den einzigen Weg in die Taschen reicher Leute sah, sondern auch wegen eines eingespielten Videos, das bei den Anwesenden durch seine bedrängende Bildsprache laut murmelnde Kritik hervorrief. Eine Diskussion war aber nicht geplant. Die anschließende Preisverleihung des Deutschen Fundraisingpreises brachte kaum Überraschungen. In der Kategorie Beste Kampagne setzte sich die coole Idee der Seenotretter „Hamburg gegen Sylt“ gegen die sympathische Kampagne der Freien Evangelischen Schule Dresden zur Finanzierung eines neuen Schulhauses durch. In der Kategorie „Beste Innovation“ stimmte die Mehrheit der Mitglieder des DFRV für Islamic Relief e.V.  Sie hatten bei ihrer Kampagne „Speisen für Waisen“ die positive Grundstimmung eines gemeinsame Essens, für die meisten Menschen ein Inbegriff von fröhlichem Beisammensein und Geborgenheit, genutzt, um Spenden für ihre Projekte zu sammeln. Die Kampagne wirkt dabei gleichzeitig sehr integrativ, was die Nominierung in dieser Preiskategorie wohl begründete.

Der „Preis der Jury für besondere Verdienste im Fundraising“ ging an Susanne Anger, Geschäftsführerin der DFC Deutsche Fundraising Company GmbH, die mit ihren zahlreichen Aktivitäten die Fundraising-Landschaft nachhaltig geprägt hat und dabei außerdem in den von ihr entwickelten Kampagnen Fundraising und Public Relations auf eine ganz besondere Weise zu verbinden weiß. Laudator Patrick Tapp, frischgebackener Präsident des Deutschen Dialog-Marketingverbandes, erinnerte besonders an die erste werbefreie Spendengala von Sat1, die zur Tsunami-Katastrophe von ihr initiiert wurde und an die deutsche Erbschaftsinitiative, die ebenfalls unter ihrer Ägide im Wachsen begriffen ist. Zur Person hier noch mehr Informationen.

Traditionell schloss sich an das Ende des Kongress die Mitgliederversammlung des Deutschen Fundraisingverbandes an. Bis auf Johannes Bausch (Spendenhilfsdienst), der noch mal für den Beisitz im Vorstand kandidierte und auch gewählt wurde, zog sich der komplette alte Vorstand zurück. Neue Gesichter, die aber teilweise durch ihre ehrenamtliche Arbeit den Verband in den letzten Monaten enorm vorantrieben, werden den Verband nun führen. Dr. Martin Dodenhoeft, neuer Vorstandsvorsitzender und Leiter Kommunikation und Marketing beim Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge, will sich besonders um die Außenwahrnehmung des Verbandes bemühen. Im Visier wird er dabei als erstes die Portoerhöhung der Deutschen Post auf Infopost zum 1. Juli 2014 nehmen. Dies sieht er als einen Griff des Staates und der Post in die Taschen der Non-Profit-Organisationen. Durch die Mehrwertsteuer und die Preiserhöhung seien die Organisationen doppelt belastet. Ein frisches Gesicht ist Miriam Wagner Long. Die Geschäftsführerin der Agentur Zielgenau aus Darmstadt war über acht Jahre im amerikanischen Fundraising unterwegs und will den Verband vor allem für den Nachwuchs und kleine und mittlere Organisationen attraktiver werden lassen. Neuer Schatzmeister des Vereins wird Reinhard Greulich. Der Fundraiser der Stiftung Kiba will die eingeleitete Konsolidierung gemeinsam mit dem bleibenden Geschäftsführer Arne Peper vorantreiben. Der hat weiterhin das Heft des Handelns beim Verband fest in der Hand, was die Mitgliedschaft durch lang anhaltenden Beifall begrüßte. Dies ist auch ein Verdienst des scheidenden Vorstandes, der durch die Schaffung einer mit Kompetenzen ausgestatteten Geschäftsführungsposition für klarere Verhältnisse sorgte. Neue Beisitzer sind außerdem Conny Blömer (selbständig), Susanne Wohmann (Amnesty) und Christian Schlichter (Malteser).

Während des Kongresses übte der Fundraisingverband schon mal die neue Form der internen Kommunikation und Transparenz. In einem Open-Space-Workshop wurden viele Ideen entwickelt und von über 50 Mitgliedern enorm fundiert vorangetrieben und diskutiert. Die Ergebnisse sollen auch die Basis für die weitere Arbeit bilden. Insgesamt war nach der Sitzung des letzten Jahres, in der sich der Vorstand einem Misstrauensantrag ausgesetzt sah, diesmal eine sehr konstruktive und nach vorn gerichtete Stimmung zu spüren. Der Deutsche Fundraisingverband ist zweifelsohne wieder in der Spur.

 


(Foto: Paul Stadelhofer)

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