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Die Fundraising Akademie und der Kurs 1 vor 15 Jahren

Kurs 1 Fundraising Akademie
Lothar Schulz (Bildmitte) im Kreis des Kurs 1

Die Fundraising Akademie hat bereits weit über 600 Fundraising-Managerinnen und -Manager ausgebildet. Wir schauen zurück auf Anfänge im Jahr 2000 und sprachen mit Teilnehmern, Referenten und einer Mentorin des ersten Kurses an der Akademie.

von Matthias Daberstiel

Als Antje Vollmer, ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, im Februar und April 2002 im Frankfurter Römer den ersten Fundraising-Mangerinnen und -Managern ihre Urkunden überreichte, sagte sie: „Mir liegt eine neue Kultur des Gebens in Deutschland schon lange am Herzen. Deshalb war es für mich selbstverständlich, eine in Deutschland einzigartige Einrichtung wie die Fundraising Akademie zu unterstützen.“ Da lag bereits ein langer Weg hinter der Akademie.

Erste Schritte

Ihren Anfang nahm sie bereits Ende der achtziger Jahre. Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Diakonischen Werkes in Bayern, Jürgen Holzhauer, hatte damals sehr weitsichtig zu Fundraising-Seminaren in die bayerische Diakonie eingeladen. Doch bald war der Zuspruch aus anderen Bundesländern höher als die Nachfrage in Bayern, worauf die Kurse eingestellt wurden. Dies wollte Holzhauser nicht hinnehmen und suchte Gleichgesinnte. Zu ihnen gehörten: Dr. Marita Haibach, ausgebildete Fundraiserin in den USA und Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmarketing, dem Vorläufer des heutigen Deutschen Fundraising Verbandes, Holger Tremel, Leiter Öffentlichkeitsarbeit im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und Lothar Schulz, der damals auch Vorsitzender des Deutschen Spendenrates war. Im Frühsommer 1998 fanden die ersten Arbeitstreffen in Fulda statt. Während dieser Treffen nahm auch der Gedanke zunehmend Form an, die Umsetzung des Studiengangs „Fundraising“ in einer eigenen, neu zu gründenden Organisation zu verankern. Marita Haibach kann sich noch gut an diese Idee erinnern: „Ein wesentlicher Grund dafür war, dass damit zum Ausdruck gebracht wurde: Hier wollen mehrere Menschen und die Organisationen, in deren Auftrag sie tätig sind, gemeinsame Sache machen und einer Zukunftsaufgabe das notwendige Fundament bereiten.“ Als für die notwendige Finanzierung ein Weg gefunden wurde, stand dem nichts mehr im Weg. „Holger Tremel gelang das Kunststück aus dem Medienfond der EKD für die Gründung der Akademie 250 000 Mark loszueisen und er konnte auch einen vielversprechenden jungen Mann als Geschäftsführer für die Akademie verpflichten: Dr. Thomas Kreuzer“, erinnert sich Lothar Schulz.

Gründung der Akademie

Am 30. November 1999 war es dann soweit. Feierlich wurde die Fundraising Akademie in Frankfurt/Main gegründet. Der erste Ausbildungskurs startete genau vor 15 Jahren in Bensheim. Zu Schulz und Haibach stießen noch mit Hajo Hönig ein Datenbankexperte und mit Wolfgang Kröber sowie Franz Orth zwei Kommunikations- und Mailing-Profis. Zum Start von Kurs 1 begrüßte Lothar Schulz die Teilnehmer mit dem „berühmten“ Satz: „Die Fundraising Akademie hat viele Väter, aber nur eine Mutter“ und deutete dabei auf Marita Haibach, was mit freundlichem Gelächter quittiert wurde. Das Curriculum der ersten Fundraising-Ausbildung fußte auf dem Kurs Spendenmarketing der Diakonie Bayern.

Den Teilnehmern des Kurses 1 ist der wortgewaltige Lothar Schulz immer noch in sehr intensiver Erinnerung. An „Danken bevor die Sonne sinkt“ erinnert sich beispielsweise Katrin Stegmüller. Ein Credo, das Schulz unermüdlich zitierte und was für sie als Fundraiserin bei der Evangelischen Kirche Württemberg eine tägliche Herausforderung geblieben ist. Auch ihr heutiger Chef Helmut Liebs war im Kurs 1 und erinnert sich an den „Fundraising-Grandseigneur Lothar Schulz mit seinen fauchenden-zischenden-piepsenden Präsentationen und seinen tiefgegründeten Merkversen; etwa (nach Augustinus): „und alle alle lieben“; oder seine Geschichte von den Mayflower-Pilgern, die sich angeblich dazu verpflichtet hatten: „we fund each other“, wozu Liebs allerdings bis heute keine Quelle gefunden hat, wie er augenzwinkernd anmerkt. Dass Spaß, aber auch viel Hingabe, Teil der Sache waren, zeigt auch die Erinnerung von Dr. Irmgard Ehlers, die damals noch in Manila auf den Philippinen arbeitete und von Thomas Kreuzer als Mentorin mit einem freundlichen Brief gewonnen wurde. „Als Mentorin halte ich bewusst Abstand vom Kursgeschehen, aber was als ‚Echo‘ in meiner Regionalgruppe Süd ankam, war eine inspirierende Gruppendynamik, echte Aufbruchstimmung inklusive vieler kurzer Nächte während der Kurswochen und hohe Kollegialität unter den Studierenden, außerdem sehr gute Dozenten und Dozentinnen“, erinnert sich die heutige Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Bad Boll.

Pioniergeist und Enthusiasmus

Die Teilnehmer des ersten Kurses gaben ihr Wissen schon an sehr viele Fundraisinganfänger weiter. Helmut Liebs empfiehlt in der Rückschau ganz pragmatisch: „Mach nur Dinge, von deren Erfolg du überzeugt bist und deren Planung und Durchführung du wirklich leisten kannst und woran du selbst Freude hast. Lass alles, bei dem du ein ‚ungutes Gefühl‘ hast oder wo du zu wenig (zeitliche, personelle, fachliche) Kapazität hast oder nicht selbst mit ganzem Herzen dabei bist.“

Dr. Ehlers hebt besonders die akribische Arbeit von Dr. Thomas Kreuzer und dem engagierten Team der Fundraising Akademie hervor. „Ihnen ist es zusammen mit den Studierenden gelungen, in Deutschland eine Fundraising Kultur zu etablieren.“ Auch Katrin Stegmüller lobt die Entwicklung der Akademie, die „mit viel Arbeit und Geduld verbunden“ war. Deshalb ist sie auch Mitglied im Alumni-Verein der Akademie. Für Ehlers ist es ein Qualitätsmerkmal, dass es für die Absolventen in der Regel kein Problem darstellt, eine Fundraising-Stelle zu finden. Auch Marita Haibach denkt gern an ihre allererste Regionalgruppe zurück. „Die meisten sind bis heute erfolgreich in Sachen Fundraising unterwegs. Der Pioniergeist und der Enthusiasmus, den die Teilnehmenden der ersten Stunde und ich als eine der Initiatorinnen teilten, schweißte uns persönlich zusammen. Wenn sich unsere Wege heute gelegentlich kreuzen, ist die Wiedersehensfreude groß.“

Für Lothar Schulz liegt der Schlüssel für den Erfolg der Ausbildung in der vermittelten inneren Einstellung „Viele Teilnehmer sind ganz hervorragende Fundraiserinnen und Fundraiser geworden. Und warum? Weil Fundraising für sie nie die Kunst war, Menschen so schnell über den Tisch zu ziehen, dass diese die Reibungshitze als Nestwärme empfinden. Fundraising ist für sie, Menschen für eine gute Sache zu begeistern und für eine persönliche Mitarbeit zu gewinnen.“

Der 33. Kurs Fundraisingmanager/in. beginnt am 27. April 2015 in Bad Honnef. Noch sind Plätze frei, um sich beruflich eine neue Perspektive zu schaffen.

(Bild: privat)

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Kommentar von Sepp Eberhard |

Ich gratuliere allen Vätern und Müttern (mittlerweile sind ja Gottseidank viele engagierte Referentinnen mit im Boot) zum Jubiläum. Ich bin sehr dankbar für die vielfältigen Anregungen und „Merksätze“ meiner Akademie-Ausbildung. Am nachhaltigsten haben mich allerdings die ReferentInnen und TeilnehmerInnen inspiriert, die kollegial und freundschaftlich ihre persönlichen Einstellungen und Erfahrungen geteilt haben. Davon zehre ich in meiner täglichen Fundraising-Arbeit.