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„The Giving Pledge“ goes worldwide

Giving Pledge

Vor zwei Jahren starteten zwei der reichsten Menschen der Welt, Warren Buffet und Bill Gates, ihre „Giving Pledge“-Initiative. Bisher war es fast eine rein amerikanische Initiative, doch jetzt haben sich auch europäische und asiatische Milliardäre angeschlossen. Trotzdem wird die Initiative immer noch kritisch betrachtet. Nicht jedem Vermögenden liegt der öffentliche Auftritt.

Zwei Jahre hat es gedauert, ehe auch europäische und asiatische Milliardäre ihr Ja-Wort gaben und der „Giving Pledge“-Initiative der Milliardäre Buffet und Gates beitraten. Die beiden Gründer feierten denn auch die Internationalisierung ihrer Idee. „Das ist ein unglaubliches Beispiel für philanthropisches Handeln in der ganzen Welt und das nicht nur wegen des Vermögens, sondern auch, weil wir voneinander lernen“, freute sich Bill Gates. „Besonders begeistern mich die guten Gespräche und Ideen, die diese beeindruckende Gruppe von internationalen Philanthropen einbringt. In vielen Fällen ist ihre Perspektive des Gebens durch eine eigene Lebenserfahrung geprägt, die viel enger mit den Zielen ihrer Gabe verbunden ist.“

Unter den neuen Unterzeichnern der Initiative sind neben Hasso Plattner, einem der Gründer des deutschen Software-Herstellers SAP, auch Charles Branson, britischer Self-Made-Milliardär und Raumfahrtvisionär, und auch der russische Oligarch Vladimir Potanin. Insgesamt sind nun 105 Familien der Initiative beigetreten – mit dem Versprechen, mindestens 50 Prozent ihres Vermögens zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod zu spenden.

In Europa schlägt der Initiative trotzdem noch viel Unverständnis entgegen. „Reicht es nicht, im Stillen zu spenden und Steuern zu zahlen?“, ist eine weitverbreitete Frage. So rief die Anhebung der Vermögenssteuer in Frankreich und die Steuerflucht einiger vermögender Unternehmer und Schauspieler reflexartig antipatriotische Parolen in den Medien und der Bevölkerung hervor. Anne-Claire Pache, Professorin für Philantrophie am französischen Business-School Essec, erläuterte schon 2011 gegenüber der Wochenzeitung DIE ZEIT, dass sich die „Philanthropie in den USA aus kulturellen, politischen und auch religiösen Gründen viel stärker entwickelt hat als in Europa“ und verwies darauf, dass es in den USA eben zum guten Ton gehört, dass erfolgreiche Unternehmer einen Teil ihres Vermögens spenden, auch weil sie ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Staat hegen.
Ganz anders in Frankreich, wo die genau entgegengesetzte Haltung vorherrscht: Seit der Revolution 1789 hätten die Franzosen ihre Sorge um das Allgemeinwohl an den Staat delegiert. „Wer seine Steuern bezahlt hat, hat damit seine Pflicht erfüllt“, bringt Pache das französische Verständnis auf den Punkt.

Auch die Deutschen scheinen sich weniger verpflichtet zu fühlen, etwas an den Staat zurückzugeben, dem sie seit Jahren regelmäßig Steuern bezahlen. Hasso Plattner sieht das offenbar anders und erwähnte in seinem Spendenversprechen explizit, dass er der Gesellschaft für seine gute Ausbildung etwas zurückgeben wolle und bekommt dafür ein Lob des Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Prof. Dr. Hans Fleisch. „Hasso Plattner ist ein Vorbild-Stifter. Er ist einer der bedeutendsten privaten Wissenschaftsförderer Deutschlands. Seine Stiftungen können Ansporn für viele Vermögende sein, ähnlich große Beiträge für das Gemeinwohl zu leisten. Ich denke hier vor allem auch an gut verdienende Manager, denn in dieser Gruppe besteht noch Nachholbedarf beim Stiften“, bemüht sich Prof. Fleisch, diesen Kulturwandel zu begrüßen. Allerdings will er damit die anderen eher „stillen Spender“ nicht verschrecken. „Diese deutschen Stifter haben zum Teil schon weit mehr als die Hälfte ihres Vermögens in Stiftungen gegeben. Dass sie dies nicht über,The Giving Pledge‘ mitteilen, liegt auch am unterschiedlichen Umgang mit Vermögen und Vermögenden in Deutschland und in Amerika“, begründet er. Dieser stille Umgang scheint verbreitet. „Es gibt sicher eine Reihe von vermögenden Leuten, die sehr bekannt sind, aber die größere Menge – die kennt keiner und die wollen auch gar nicht bekannt werden“, weiß auch Karl Heinrich Hoogeveen. Der Verleger, der das Magazin „Tirage Limité“ für die vermögende Elite herausgibt, stellt denn auch heraus, dass das geflügelte Wort: „Über Geld spricht man nicht, man hat es“ in der Szene der Vermögenden gelebte Realität ist.

Ein besonderes Beispiel für verschwiegenes Geben ist die Altstadtmillion für Görlitz. 1995 entschied sich ein geheimnisvoller Gönner, der Stadt jedes Jahr eine Million D-Mark für Projekte zur Sanierung der Altstadt zu spenden. Er hatte nur einen Wunsch: Anonymität. Sollte der Name bekannt werden, würde die Altstadtmillion nicht mehr fließen. Den Geldsegen verwaltet die Altstadtstiftung, die an die Görlitzer Denkmalschutzbehörde angeschlossen ist. Alljährlich im Frühjahr entscheidet das fünfköpfige Stiftungskuratorium, dem auch der Anwalt des unbekannten Gönners angehört, wie die 511.500 Euro verteilt werden sollen.

Diese kulturellen Unterschiede und die Zurückhaltung der Vermögenden sind für die „Giving Pledge“-Initiative in Europa nicht sehr förderlich. Die Verschwiegenheit macht es denn auch für die Non-Profit-Organisationen schwer, vermögende Spender zu identifizieren. Konkrete Projekte und geschultes Personal sind Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Großspendenfundraising.
Die Fundraising Akademie trägt diesem Thema Rechnung und hat gerade ihren ersten Großspendenfundraising-Lehrgang mit Erfolg abgeschlossen. Weitere Termine sollen folgen. Die nächsten Kompaktkurse für Großspenden- und Nachlass-Fundraising finden am 22. März 2013 in Frankfurt am Main und am 17. Mai 2013 in Köln statt.

(Foto: Anthony Leopold[at]Fotolia.com)

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