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Neue EU-Förderperiode hat begonnen

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Die Vertreter von EU-Kommission, Rat und Europäischen Staaten hatten sich schon Ende Juni 2013 auf einen Finanzrahmen von rund 960 Mrd. Euro für die neue EU-Förderperiode von 2014 bis 2020 geeinigt. Vieles wird beim Alten bleiben, aber es wird auch diverse Neuerungen geben. Wir beleuchten, was für Non-Profit-Organisationen relevant ist.

Das EU-Budget von rund 960 Mrd. Euro verteilt sich dabei auf verschiedene Förderbereiche. Für Non-Profit-Organsiationen kommen je nach Arbeitsschwerpunkt verschiedene Förderprogramme und -bereiche in Frage. Für transnationale Projekte sind die Brüsseler Aktionsprogramme interessant. Hierbei sei zunächst auf das neue EU-Rahmenprogramm ERASMUS+ hingewiesen. Es vereint ab 2014 die Bereiche allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Etablierte Aktionsprogramme wie LEONARDO DA VINCI oder GRUNDTVIG werden als Teil des neuen Rahmenprogramms fortgeführt.

Ebenso wird das bisherige Programm JUGEND IN AKTION Teil des neuen EU-Rahmenprogramms ERASMUS+ werden. Gute Möglichkeiten für Demokratie-Projekte und den zivilgesellschaftlichen Bereich bietet das EU-Förderprogramm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“, das als eigenständiges Förderprogramm auch nach 2014 fortbesteht. Hier findet man eine Palette an Projektmöglichkeiten für Städte, zivilgesellschaftliche Organisationen, aber auch für Forschungsinstitutionen. Im Bereich Kultur und Medien ist das EU-Programm KREATIVES EUROPA zu nennen.

Ebenso bietet der vielfältige Bereich der Europäischen Struktur- und Kohäsionspolitik gute Fördermöglichkeiten für Projekte. Zu ihm zählen u. a. der Europäische Sozialfonds (ESF) und der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Die Zuständigkeit liegt in Deutschland sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene. Mittel werden z. B. durch Bundes- oder Landesförderprogramme vergeben. Schwerpunkte sollen ab 2014 insbesondere die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit sowie die Integration von benachteiligten Jugendlichen und Menschen mit Migrationshintergrund sein.

Heike Kraack-Tichy, Vorstand der EU-Fundraising Association sieht für gemeinnützige Organisationen hier gute Möglichkeiten, zumal nicht alle Förderbereiche auch gleichzeitig europäische Partner benötigen. „Wenn es sich um transnationale Projekte handelt, die über die Aktionsprogramme der EU gefördert werden (z. B. ERASMUS+), sind in der Regel europäische Partner notwendig. Wenn es sich Fördermittel aus dem ESF oder dem EFRE geht, sind meist keine bzw. regionale oder nationale Partner nötig.“, erläutert sie. Damit die Suche nach europäischen Partnern erleichtert wird, empfielt sie die Suchbörsen im Internet, die oft seitens der zuständigen Stellen für die einzelnen EU-Programme angeboten werden. Meist findet sich dieser Service direkt auf den jeweiligen Internetseiten der Programme oder der zuständigen Nationalen Agenturen, die für die Verwaltung zuständig sind. „Besonders die regelmäßig stattfindenden Informationstage zu den einzelnen Förderprogrammen bieten die Möglichkeit, Projektpartner zu finden und Kontakte herzustellen.“, empfielt sie. Die Termine stehen meist auf den Internetseiten der EU-Programme. Beste Ansprechpartner für Informationen sind die Förderdatenbank des Bundes und die unter den dort zu findenden Programmen aufgeführten nationalen Kontaktstellen. Dort sitzen Experten, die kostenlos und mit Erfahrung Ratschläge zu den Programmen erteilen.

Der Einstieg in solche Förderprogramme sollte gut gewählt sein. Frank Bösenberg, Fördermittelexperte der Firma Eurogrant empfielt nicht gleich als Antragsteller, sondern lieber als Projektpartner zu starten. Auch er verweist auf die Informationstage als Netzwerktreff. „Ein physisches Treffen der Projektpartner ist ein absolutes Muß“, bringt er es auf den Punkt. Kraak Tichy ergänzt: „Als Projektpartner kann man sich erst einmal an die europäische Arbeitsweise gewöhnen und viel von erfahrenen Projektpartnern lernen. Für einen erfolgreichen EU-Antrag müssen außerdem intern die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Je nach eigenem Erfahrungsstand kann es dabei hilfreich sein, zur Unterstützung für einen erfolgreichen Förderantrag auf Beratung und externes Know-how zurückzugreifen oder eigene Kapazitäten gezielt aufzubauen.“ Bösenberg sieht den zeitlichen Horizont für eine EU-Antragstellung für den Koordinator des Projekts bei 6 – 8 Monaten und für Netzwerkpartner mit 2 – 3 Monaten vor der Deadline. Die eigentliche Antragstellung sei dann sehr von Formalien geprägt. „Vorgegebene formale Kriterien sollten strengstens eingehalten werden, weil sie knallharte Ausschlusskriterien sind“, empfiehlt Bösenberg. „Drei Seiten sind drei Seiten – nicht mehr und nicht weniger“, führt er als Beispiel an.

Insgesamt bietet das EU-Fundraising eine Menge Möglichkeiten. Die Erfolgschancen sind aber in Netzwerken mit erfahrenen Partnern deutlich höher. Aktuelles zu Programmen und weiteren Informationen sind zum Beispiel über den Newsletter „FörderInfo Aktuell“, der durch die Evangelische Kirche Deutschland herausgegeben wird, oder den „EU-Fördertipp“ von emcra zu erhalten. Die Servicestelle EU-Förderpolitik und –projekte von EKD und DW EKD berät Kirchengemeinden, kirchliche und diakonische Einrichtungen. Sie ist dem EKD-Büro in Brüssel angegliedert, wo drei Experten für EU-Fördermittel ihr Wissen und ihre Kompetenz zur Verfügung stellen.

 


(Bild: fundraising evangelisch)

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