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Gemeinsam und in eigener Sache: so wollen sich Jugendliche engagieren.

Vom freiwilligen Engagement Jugendlicher profitieren Organisationen und Vereine ebenso, wie die jungen Menschen selbst. Die NGOs gewinnen die Unterstützer von morgen und für die Jugendlichen ist das zivilgesellschaftliche Engagement ein Karrieresprungbrett, denn sie können Kompetenzen für das spätere Berufsleben erwerben. Neue sozialwissenschaftliche Studien belegen, dass die Bereitschaft junger Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, nach wie vor vorhanden ist. Allerdings führen höhere Mobilitätsanforderungen, verkürzte Ausbildungszeiten, Schul- und Studienreformen dazu, dass immer weniger Zeit für außerschulisches Engagement bleibt. Auch der demografische Wandel lässt viele Vereine und Verbände um den ehrenamtlichen Nachwuchs bangen. Mit dem Projekt „Jugend aktiv“ hat der Landkreis Osnabrück das Problem angepackt.

Mobil, flexibel und pragmatisch: was Studien über die Jugend von heute sagen

Aus der spaßorientierten Generation der 90er Jahre hat sich eine pragmatisch-angepasste Jugend entwickelt, die sich durchaus wieder politischen Themen zuwendet (Shell Studie 2010). Die Globalisierung verbinden die meisten Jugendlichen mit positiven Werten. 84% verbinden sie an erster Stelle mit der Freiheit, weltweit reisen, studieren und arbeiten zu können. Die Jugendlichen von heute sind leistungsorientiert, flexibel und mobil, wenn es um ihren Arbeitsplatz und Wohnort geht. Schulabschluss, Ausbildungsbeginn und damit einhergehender Wohnortwechsel sind die „Soll-Bruchstellen“ für deren freiwilliges Engagement. Denn soziale Strukturen, die den Zugang zu Aktivitäten in Vereinen, Verbänden und Organisationen herstellen, müssen mit einem Ortswechsel erst wieder neu geknüpft werden. (Sonderauswertung zum Freiwilligensurvey 2009 „Jugend in der Zivilgesellschaft“)

Engagement von Jugendlichen: in eigener Sache und selbstorganisiert

Jugendliches Engagement beschränkt sich hauptsächlich auf eigene Interessen und die Gleichaltriger. Von daher wundert es nicht, dass der größte Engagement-Bereich der Jugendlichen Sport und Bewegung ist. (Fast) Alle sind im Internet ativ: 96% aller Jugendlichen haben einen Zugang zum Internet, im Schnitt verbringen sie dort 13 Stunden. Web 2.0-Anwendungen, eSport und Computerspiele sind oft de Keimzelle von Communities. Netzwerkpartys der LAN-Gaming-Szene etwa können bundesweit schon mal mehr als 100.000 Jugendliche mobilisieren. (WZB „Bericht zur Lage und zu den Perspektiven des bürgerlichen Engagements in Deutschland“)

Ob in der Schüler-Band, oder bei der Freiwilligen Feuerwehr: Jugendliche sind die aktivste Gruppe in der Gesellschaft. usschlaggebend für das Engagement Jugendlicher ist das persönliche Lebensumfeld. Besonders stark ist es in den Bereichen, wo Fähigkeiten trainiert werden oder, wo es um die eigenen Interessen geht: in Sport und Kultur, Kinder- und Jugendbetreuung, Schüler- oder Studentenvertretung. Aber auch Feuerwehr und Rettungsdienst haben traditionell konstanten Zulauf. ( BMFSFJ Freiwilligensurvey 2009)

Jugendliche zu freiwilligem Engagement motivieren

Viele Vereine und Verbände haben Nachwuchs-Sorgen, so auch im Landkreis Osnabrück. Hier fühlte man sich dazu veranlasst, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. In einem dreistufigen Projekt, wurde eine repräsentative Umfrage, eine Jugendkonferenz und der Wettbewerb „Jugend aktiv“ umgesetzt, um herauszufinden, was junge Menschen heutzutage antreibt. Denn wer sich mehr freiwilliges Engagement junger Menschen wünscht, sollte zuallererst in Erfahrung bringen, wo die Kapazitäten liegen und was junge Menschen wirklich interessiert. Die Ergebnisse wurden vom Landkreis Osnabrück in der Broschüre „Jugend aktiv" veröffentlicht.

Tipps aus „Jugend aktiv"

Im Team aktiv: Jugendliche engagieren sich lieber in der Gruppe, gemeinsam mit Gleichaltrigen.
In eigener Sache: Jugendliche begeistern sich vor allem für Aufgaben mit direktem Bezug zu ihrem eigenen Leben.
Passender Ansprechpartner: Jugendliche brauchen im Verband oder in der Organisation einen Ansprechpartner, der mit ihrer Lebenswelt und Sprachkultur vertraut ist.
Erwartungen an das Ehrenamt: das soziale Klima verbessern, die Wertschätzung der eigenen Person und die beruflichen Perspektiven verbessern.
Vertrauen: Jugendliche erwarten von Erwachsenen Vertrauen in ihre Fähigkeiten; Unterstützung aber keine Bevormundung.
Anerkennung: als Zertifikat für Bewerbungen, durch eine Bonuskarte mit Vergünstigungen, Medienberichte oder ein jährliches Fest
Werbung: Jugendliche wollen nicht über einen Flyer sondern über Handy + Internet akquiriert werden.

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