AKADEMISCHES

Stiftungen setzen auf Fundraising

Stiftungen

Die Mehrheit der deutschen Stiftungen kommt bisher offenbar relativ gut durch die Zins-Krise. Wie der Bundesverband Deutscher Stiftungen mitteilt, sind die ordentlichen Erträge bisher gleich geblieben. Viele Stiftungen wollen 2014 aber verstärkt in Fundraising investieren.

Immer noch sind die Zinsen niedrig. Eine eigentlich alarmierende Situation für Stiftungen, denn sie leben von der gewinnbringenden Anlage ihres Vermögens. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen teilte letzte Woche mit, dass die meisten Stiftungen wohl aber noch gut durch diese ertragsärmeren Zeiten kommen. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von 250 Stiftungen durch den Bundesverband.

„Die Erträge haben sich bei den verschiedenen Stiftungen unterschiedlich entwickelt, im Stiftungssektor insgesamt sind sie bislang stabil geblieben. Nominale Vermögensverluste gab es kaum. Das sind die guten Nachrichten der Befragung zum Thema Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten. Je länger allerdings die Niedrigzinsphase andauert, desto dünner wird die Luft für Stiftungen“, sagt Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Denn dass die Krise nicht sofort greift, liegt an den Anlagestrategien der Stiftungen, die meist sehr stark auf festverzinste Papiere mit langen Laufzeiten setzen. Doch irgendwann läuft auch dort die Zinsbindung aus und es muss neu angelegt werden. Kein Vergnügen bei Zinsen unter zwei Prozent.

Dr. Frank Geilfuß, Chefvolkswirt des Privatbankhauses Löbbecke empfahl auf einem Businessfrühstück letzte Woche in Dresden den versammelten Stiftungen deshalb, verstärkter auch auf Aktien zu setzen und ihre Anlagerichtlinien zu überprüfen und gegebenenfalls neu auszurichten. Ein Aktienanteil von 30 Prozent sei für ihn das Minimum, scheitere aber oft an der übertriebenen Vorsicht der Stifter oder Vorstände. Doch selbst mit dem lange Zeit so beliebten Bundesschatzbrief sei nicht mal die momentan sehr niedrige Inflation auszugleichen. Die Stiftungen zahlen drauf.

Laut der Studie des Bundesverbandes sind die Renditen der befragten Stiftungen im dritten Jahr in Folge sehr gering. Betrugen sie im Jahr 2010 noch 3,5 Prozent; erwirtschafteten die befragten Stiftungen durchschnittlich drei Prozent in den Jahren 2011 und 2012. Bei einer ähnlichen Befragung im Jahr 2008 lag der durchschnittliche Vermögensertrag bei 4,4 Prozent. Auffällig ist, dass Stiftungen mit höherem Stiftungskapital (über eine Million Euro) zum Teil signifikant höhere Renditen erwirtschaften können: im Jahr 2012 im Durchschnitt bis zu 4,3 Prozent. Stiftungsexperten empfehlen deshalb Stiftungen, mehr zu kooperieren und ihr Geld gemeinsam anzulegen.

Gedämpft sind die Erwartungen für die Zukunft: Ein Fünftel der Befragten befürchtet, das Stiftungsvermögen in den kommenden zwei Jahren nicht real erhalten zu können. Das ist an sich nicht so schlimm, denn die Stiftungen könnten bei Nachweis einer langfristigen Anlage gegenüber der Stiftungsaufsicht Vermögensverluste durchaus erklären und kämen deshalb nicht sofort in Schwierigkeiten, aber sie müssen diese im Jahresabschluss erläutern, berichtete Prof. Friedrich Vogelbusch von Warth, Klein & Thornton auf der Dresdner Veranstaltung.

Richtig ärgerlich wird es, wenn die Ausgaben für die Zweckverwirklichung der Stiftung gekürzt werden müssen. 2013 gaben das immerhin schon 20 Prozent der Stiftungen an. Von den 40 Prozent der befragten Stiftungen, die jetzt aktiv werden wollen, plant die überwiegende Mehrheit (70 Prozent) verstärkte Fundraisingaktivitäten. Besonders kleine Stiftungen mit weniger als einer Million Euro Stiftungskapital möchten neue Einnahmequellen erschließen (88 Prozent); große Stiftungen planen eher durch Kooperationen die Hebelwirkung ihrer Stiftung zu verstärken (68 Prozent). Bei der Fundraising-Akademie ist man dem Thema gegenüber aufgeschlossen und bildet in einem speziellen Studiengang Berater für Stifter und Großspender im Studiengang Advisor Philanthropy (FA) aus.

 

(Foto: Wojciech Gajda - fotolia.com)

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