AKADEMISCHES

Ehrenamt, aber klar doch!

Alles unter einem Dach. Bürgerstiftungen ziehen Ehrenamtliche an.
Alles unter einem Dach. Bürgerstiftungen ziehen Ehrenamtliche an.

Mittlerweile gibt es in Deutschland über 400 Bürgerstiftungen mit 30.000 Stiftern und einem Gesamtvermögen von 360 Millionen Euro. Im aktuellen „Jahresreport Bürgerstiftungen“ zeigt sich, wie stark diese Stiftungen von Ehrenamtlichen profitieren.

27.000 Ehrenamtliche engagieren sich in den Bürgerstiftungen für gemeinnützige Zwecke vor Ort. 5.000 Frauen und Männer davon verantworten im Vorstand und Stiftungsrat/ Kuratorium die Arbeit der Bürgerstiftungen. Andere engagieren sich aktiv in den Projekten, Arbeitsgruppen und Geschäftsstellen. Diese Gruppe von Ehrenamtlichen, auch Zeitstifter oder Zeitspender genannt, steht im Fokus des „Reports Bürgerstiftungen 2018“.


Zahl der Ehrenamtlichen verdoppelt

Die Wichtigkeit dieser Zeitspender für die Bürgerstiftungen wird schon dadurch deutlich, das sich die Zahl der Engagierten von 2011 bis heute verdoppelt hat. In den letzten sieben Jahren ist die Anzahl um 14.000 gestiegen (Gremienmitglieder hier ausgenommen). Im Durchschnitt sind aktuell 54 Ehrenamtliche pro Bürgerstiftung aktiv, im Jahr 2011 waren es noch 26. Und diese Menschen sind wirklich aktiv. Rund 1,27 Millionen Stunden haben sie im Jahr 2017 für das Gemeinwohl erbracht. Mit dem Zeiteinsatz der Gremienmitglieder summiert sich das ehrenamtliche Engagement in Bürgerstiftungen auf 1,85 Millionen Stunden im Jahr. Jeder Ehrenamtliche engagiert sich also im Schnitt 68,5 Stunden im Jahr für eine Bürgerstiftung. Immerhin 68 Prozent der Ehrenamtlichen engagieren sich regelmäßig, die anderen sporadisch.


Viele Anknüpfungsmöglichkeiten für eigene Ideen

Ein Vorteil der Bürgerstiftungen ist dabei sicher die Masse an Themen die diese für eine Mitarbeit anbieten. Ehrenamtliche sind bei Bürgerstiftungen auch in bereits laufenden Projekten willkommen. Als Engagement-Anbieter bieten sie Menschen, die nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit suchen, konkrete Mitmach-Möglichkeiten an. Jürgen W. Braun, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Wiesloch freut sich über dieses Engagement: „Viele Wieslocher Bürgerinnen und Bürger möchten sich einbringen, haben Ideen, wollen gerne mitgestalten und mit Hand anlegen. Manchmal finden sie jedoch keinen Weg, das umzusetzen, oder es ist alleine zu mühsam, zu schwierig. Hier bietet die Bürgerstiftung eine Plattform. Wir klären die Machbarkeit, mobilisieren Ressourcen und unterstützen das Projektmanagement“, erklärt er.


Viele auch im Fundraising aktiv

Überraschend ist der hohe Anteil von Ehrenamtlichen, die sich auch im Fundraising oder Sponsoring engagieren. Stattliche 58 Prozent der Bürgerstiftungen geben an, auch in diesem Bereich unterstützt zu werden. 76 Prozent erhalten Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit und 62 Prozent in Arbeitsgruppen. Knapp die Hälfte der Ehrenamtlichen (48 %) engagiert sich unmittelbar für andere, zum Beispiel als Lese- und Mathe-Patinnen, Mentoren, Seniorenpaten oder Begleiter von Geflüchteten. Nur ein kleiner Teil von zwölf Prozent der Bürgerstiftungen verzichtete 2017 auf Ehrenamtliche. Der Hauptgrund: Diese Bürgerstiftungen sind rein fördernd und nicht operativ tätig. Bei fast ausschließlich operativ arbeitenden Bürgerstiftungen gibt es 2018 im Schnitt 240 Ehrenamtliche.


Mehr Frauen als Männer

Überwiegend Frauen (64 %) leisten die ehrenamtliche Arbeit in den Projekten, Arbeitsgruppen und Geschäftsstellen, gut ein Drittel Männer (36 %). Beinahe andersherum stellt sich jedoch die Geschlechterverteilung in den Gremien von Bürgerstiftungen dar. Männer sind hier mit 72 Prozent deutlich stärker vertreten als Frauen (28 %). Damit setzt sich auch bei Bürgerstiftungen fort, was bei Nonprofit-Organisationen, in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst ebenfalls anzutreffen ist: Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert.


Anleitung durch den Vorstand

Bei nahezu allen Bürgerstiftungen (86 %) haben Ehrenamtliche mindestens eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner. Die Aufgabe der Begleitung und Koordination wird bei dem Gros der Stiftungen von einem Mitglied des Vorstands geleistet (86 %). „Wir bemühen uns gezielt darum, Ehrenamtliche für Projekte zu gewinnen, und begleiten das Engagement unserer Zeitspender mit Workshops und Fortbildungen sowie mit Möglichkeiten zum Austausch untereinander. Unsere Ehrenamtlichen haben in den Projekten eine wichtige Rolle als Vorbilder und Brückenbauer“, schätzt Birgit Schäfer, Vorsitzende des Vorstands der BürgerStiftung Hamburg die Mitarbeit der Ehrenamtlichen.

Der gesamte Report ist frei zum Download verfügbar.

(Bild: Report Bürgerstiftungen 2018)

Zurück

Einen Kommentar schreiben