AKADEMISCHES

Frauen an die Macht

Besetzung von Geschäftsführungen in Non-Profit-Organsiationen
Besetzung von Geschäftsführungen in Non-Profit-Organsiationen

Eine aktuelle Studie von Franziska Paul und Andrea Walter legt offen, dass der Non-Profit-Sektor zwar ein weites Berufsbild für Frauen bietet, bei der Besetzung von Führungspositionen aber noch Nachholbedarf besteht.

Der Dritte Sektor hat mit seinen rund 600.000 aktiven Organisationen eine große arbeitsmarktpolitische Relevanz. Etwa 2,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten hier, und nach einer Umfrage des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung sind darunter zu zwei Dritteln Frauen. Trotzdem liegen für diesen Sektor bisher kaum Zahlen zum Geschlechterverhältnis in Führungs- und Kontrollgremien vor. Eine Online-Befragung am Zentrum für europäische Geschlechterstudien liefert hierzu erste empirische Befunde.

Die Ergebnisse zeichnen laut ihren Autorinnen Franziska Paul und Andrea Walter ein Bild aus Licht und Schatten. Die ermittelten Zahlen wirken zunächst recht positiv: Der durchschnittliche Frauenanteil liegt in den Vorständen von Non-Profit-Organisationen bei 38 Prozent und in den Geschäftsführungen bei 42 Prozent. Allerdings ist in jedem fünften Vorstand keine Frau vertreten. In den Kontroll- und Beratungsgremien unterscheiden sich die Frauenanteile stark nach Art des Gremiums, so liegt der Frauenanteil in Beiräten (41 Prozent) deutlich höher als in Präsidien, Aufsichtsräten und Kuratorien (ca. 30 Prozent).

Die Autorinnen sehen einen Erklärungsansatz dafür in den unterschiedlichen Voraussetzungen zwischen Mann und Frau wie eine kontinuierliche Berufserfahrung und das Vorhandensein einschlägiger fachlicher Netzwerke im Feld, die sie für eine ehrenamtliche beziehungsweise hauptamtliche Vorstandsposition als notwendig erachten. Diese Aspekte vorzuweisen, könne speziell für Frauen dann schwierig werden, wenn sie über längere Zeit in Teilzeit arbeiten oder ihre berufliche Tätigkeit aufgrund von Erziehungs- und Pflegezeiten gar komplett aussetzen. Nur knapp sechs Prozent aller befragten Organisationen gaben an, eine Quotenregelung zum Geschlechterverhältnis in der Satzung oder dem Statut festgeschrieben zu haben.

In den Geschäftsführungen (siehe Grafik 1) sind durchschnittlich 42 Prozent Frauen und 58 Prozent Männer vertreten. Da Geschäftsführungen personell kleiner aufgestellt sind, gibt es hier sogar in einem Drittel aller Geschäftsführungen gar keine Frauen. In Geschäftsführungen, die nur von einer Person geleitet werden, sind dies eher Männer. Doppel-Führungen werden meist paritätisch besetzt (43 Prozent). In hauptamtlichen Geschäftsführungen gibt es deutlich mehr Frauen: Hier ist der Frauen- und Männeranteil ausgeglichen (je 50 Prozent).

In Unternehmen ist die Anteil von Frauen in Führungspositionen aber deutlich geringer. Er lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2015 im Schnitt bei 29 Prozent. Im Vergleich zu den DAX-Unternehmen sind die Quoten bei den NGOs sogar vorbildlich. Dort sind nicht mal ein Zehntel der Unternehmensvorstände Frauen.

Frauen in Führungspositionen bei verschiedenen Organisationen
Frauen in Führungspositionen bei verschiedenen Organisationen

Unterschiede bei den Geschlechterverhältnissen lassen sich deutlich in Bezug auf die Tätigkeitsfelder der Organisationen feststellen. So sind die Frauenanteile in Führungspositionen im Bereich Bildung und Erziehung deutlich höher als im Sport (siehe Grafik 2). Auch das Alter der Organisation und die damit verbundene spezifische Organisationskultur bedingen die Höhe des Frauenanteils in Führungspositionen: Je älter die Organisationen sind, desto weniger Frauen sitzen tendenziell in den Führungsgremien und -organen.

Resümierend halten die Autorinnen in ihrer Studie fest, „dass die ermittelten Zahlen auf den ersten Blick – verglichen mit anderen Sektoren wie der Privatwirtschaft – nicht besorgniserregend erscheinen, jedoch im Verhältnis zum hohen Frauenanteil innerhalb des operativen Bereichs im Nonprofit-Sektor (rund 75 Prozent) nicht zufriedenstellend sein können.“

(Bild: Studie des Zentrums für europäische Geschlechterstudien: „Besser geht’s nicht? Geschlechterverhältnisse in  Führungs-, Kontroll- und Beratungsgremien in Nonprofit-Organisationen in Deutschland“)

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