AKADEMISCHES

Crowdfunding- und Spendenmarkt schwächeln

Das Finanzierungsvolumen durch Crowdfunding sinkt auf 9,7 Millionen Euro im Jahr 2016.
Das Finanzierungsvolumen durch Crowdfunding sinkt auf 9,7 Millionen Euro im Jahr 2016.

Der aktuelle Crowdfundig-Monitor der Plattform Für-Gründer.de führte bei vielen Crowdfunding-Verfechtern zu Katerstimmung. Erstmals ist der Crowdfunding Markt nicht mehr gewachsen. 2015 hatten die Experten noch 11 bis 13,5 Millionen Euro Spendeneinahmen für möglich gehalten. Geworden sind es 2016 nur 9,7 Millionen Euro, was ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 0,9 Prozent bedeutet.

Crowdfunding geht zurück

Dieses Finanzierungsvolumen teilten sich 1.158 Projekte, was ebenfalls eine Verringerung um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Erfolgreiche Projekte verzeichneten durchschnittlich 117 Unterstützer, die im Schnitt 77 Euro in die Projekte steckten. Da beim Crowdfunding ja das Prinzip „Alles oder nichts“ gilt, das heißt, wenn die gewünschte Finanzierungssumme nicht zusammenkommt, geht das Projekt leer aus, ist es allerdings überraschend, dass das Finanzierungsziel bei erfolgreichen Projekten im Schnitt mit 30 Prozent übertroffen wurde. Eine klare Steigerung zum Vorjahr (23 Prozent). Insgesamt bildet sich der Crowdfunding-Markt damit ähnlich ab wie der Spendenmarkt, nämlich leicht rückläufig.

Alles hängt an Startnext

Platzhirsch im deutschen Crowdfunding ist Startnext mit einem Marktanteil von 91,6 Prozent. Dahinter kann nur noch Vision Bakery mit 8,2 Prozent einen relevanten Marktanteil vorweisen. Der lang erwartete Einstieg von Kickstarter, der Mutter aller Crowdfunding-Plattformen, in Deutschland hatte bisher gar keinen Effekt. 86 Prozent aller erfolgreichen Projekte entfielen 2016 auf Startnext. Die Experten von Für-Gründer.de sehen einen Grund für das ausbleibende Wachstum in fehlenden Großprojekten, wie sie auf amerikanischen Plattformen gang und gäbe sind und in der Dominanz von Startnext. Eine Prognose für 2017 wollten sie nicht mehr abgeben.

Wachstum in anderen Bereichen

Ganz anders gestaltet sich übrigens der Bereich Crowdlending, also das verleihen von Geld an Projekte und Crowdinvesting, also der Erwerb von Geschäftsanteilen. Hier sind enorme Steigerungsraten zu beobachten und deutlich mehr wirtschaftlich geprägte Projekte am Start. Allein um 58 Prozent wuchs der Bereich Crowdinvesting, besonders getrieben durch Investitionen in Immobilienprojekte. Crowdlending legte moderater um 12 Prozent zu. Die Experten rechnen hier weiterhin mit signifikanten Steigerungen.

Dezember ist Spenden-Rekordmonat

Die aktuell veröffentlichte „Bilanz des Helfens“ durch den Deutschen Spendenrat und die GFK zeigt ebenfalls ein schwächeres Bild als 2015. Allerdings auf gutem Niveau. Im Dezember legte der Spendenmarkt nämlich nochmal ordentlich zu. Mit 1,2 Milliarden Euro in einem Monat wurde ein neues Rekordniveau erreicht, was 15 Prozent über dem Vorjahresmonat lag. Damit stieg auch der Anteil des traditionell wichtigsten Spendenmonats am gesamten Spendenvolumen auf 23 Prozent – das ist der bisher höchste gemessene Wert. Für dieses deutliche Plus sorgte vor allem die Gruppe der über 70-Jährigen, die sich besonders spendenfreudig zeigten.

Spenden für Flüchtlinge

„Der Weihnachtsmonat Dezember gilt zwar als wichtiger Spendenmonat, der Anstieg des Spendenaufkommens auf ein neues Rekordniveau ist jedoch überraschend. Es zeigt einmal mehr, dass sich die Menschen nicht nur mehr Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit wünschen, sondern eben auch etwas dafür tun“, meint Daniela Felser, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats e.V. dazu. Auch die unter 40-Jährigen haben das Spendenbudget gerade im Dezember deutlich erhöht. Insgesamt stieg der Anteil dieser Altersgruppe am gesamten Spendenaufkommen 2016 von 11,5 Prozent auf 13,0 Prozent. Die GfK-Ergebnisse zeigen, dass Geldspenden für Flüchtlinge auch verstärkt von den unter 40-Jährigen kommen.

Weniger Spender

Insgesamt spendeten die Deutschen 2016 ganze 5,3 Milliarden Euro. Das ist das zweitbeste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr, das durch die Erdbeben in Nepal und die große Flüchtlingswanderung geprägt war, ist ein Minus von 4,9 Prozent zu verzeichnen. Rund 22,1 Millionen Menschen spendeten 2016 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das etwa 600.000 Menschen weniger. Darüber hinaus sank auch der Betrag einer durchschnittlichen Spende von 37 auf 35 Euro. Die Spendenhäufigkeit stieg dagegen leicht von 6,6 auf 6,7 Spenden pro Person.

(Bildquelle: www.fuer-gruender.de/Crowdfunding Monitor 2106)

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