AKADEMISCHES

Stiftungswesen in Deutschland boomt weiter

Stiftungswesen

Deutschland gehört zu den Ländern mit den meisten Stiftungen. Seit der Reform des Gemeinnützigkeitsrechts 2007 steigt die Zahl der Stiftungen kontinuierlich. Bei kleineren Stiftungssummen werden alternative Stiftungsformen wie Treuhandstiftungen immer beliebter. Doch bei der Wahl des Treuhänders ist Umsicht geboten.

Deutschland gehört nach Meinung vieler Experten zu den Ländern mit den meisten Stiftungen. Trotz der schweren geschichtlichen Einschnitte, etwa durch die Eliminierung jüdischer Stiftungen in der Zeit des Nationalsozialismus oder die Zusammenlegung und Auflösung von Stiftungen in sogenannte Sammelstiftungen zu DDR-Zeiten, steht Deutschland im internationalen Vergleich gut da. Auf 100.000 Einwohner kommen nach den neuesten Zahlen des Bundesverbandes deutscher Stiftungen mittlerweile bereits 24 Stiftungen. Dabei liegt die Zahl wahrscheinlich noch deutlich höher, denn kirchliche und öffentliche Stiftungen spielen in der Statistik des Bundesverbandes kaum eine Rolle. Die vorherrschenden Zwecke der im Bundesverband organisierten Stiftungen sind Soziales mit fast einem Drittel der Stiftungen, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur sowie Wissenschaft und Forschung.

Seit der Reform des Gemeinnützigkeitsrechts 2007, durch die größere Stiftungsvermögen steuerlich begünstigt werden, steigt die Zahl der Stiftungen zwar noch kontinuierlich, aber nicht mehr so dynamisch. Im Reformjahr waren es noch 1.134 Neugründungen. Jetzt sind es nur noch 645 neue Stiftungen, was aber immer noch fast zwei Stiftungsgründungen pro Tag bedeutet! Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Dr. Wilhelm Krull, sieht den Rückgang der Neugründungen deswegen auch nicht dramatisch, sondern eher als eine neue Qualität. „Unser Werben darum, dass rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts ausreichend dotiert sein sollten, hat gleichwohl gefruchtet: Bei kleineren Stiftungssummen werden alternative Stiftungsformen wie Treuhandstiftungen immer beliebter, auch Zustiftungen, zum Beispiel in Form von Stiftungsfonds, gewinnen an Popularität. Darum ist die Zahl der neuen rechtsfähigen Stiftungen nicht ganz so stark gewachsen wie in den Vorjahren.“

Besonders die sogenannten Treuhandstiftungen, wie sie etwa bei Bürgerstiftungen verbreitet sind, sind kaum statistisch erfasst. Der Stifterverband für die deutsche Wirtschaft schätzt die Zahl auf 35.000 bis 40.000 Stiftungen. Durch die einfache und flexible Gestaltung ist die Treuhandstiftung bei Stiftern in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Selbst Stiftungen mit kleinem Vermögen können so errichtet und entwickelt werden. Der Bundesverband deutscher Stiftungen schätzt, dass 1.600 Treuhandstiftungen pro Jahr entstehen. Auch Non-Profit-Organisationen sind an der Gründung von solchen Treuhandstiftungen unter dem Dach einer eigenen Stiftung interessiert. Lässt es doch dem vermögenden Stifter im Rahmen der eigenen Treuhandstiftung einen gewissen Handlungsspielraum und bindet das Vermögen über den Tod hinaus an die Dachstiftung.

Konkurrenten sind dabei die Bürgerstiftungen, die durch ihre hohe lokale Bedeutung und Kompetenz oftmals eher der Favorit für eine treuhänderische Verwaltung der Stiftung sind. Immerhin lagen 35 Prozent des gesamten Stiftungskapitals der Bürgerstiftungen im Jahr 2011 in zweckgebundenen Fonds oder Treuhandstiftungen. Das entspricht laut Information des Aktive Bürgerschaft e.V. 72,9 Millionen Euro.

Bei der Wahl des Treuhänders ist Umsicht geboten. Stifter sollten deshalb prüfen, ob sich der ausgewählte Treuhänder an den 2012 verabschiedeten Grundsätzen für eine gute Treuhandverwaltung des Bundesverbandes deutscher Stiftungen orientiert.
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(Foto: udra11[at]Fotolia.com)

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