AKADEMISCHES

Kein Vertrauen in den Datenschutz

Datenschutz im Internet

Zum europäischen Datenschutztag am 28. Januar 2018 veröffentlichten das SINUS Institut und Yougov Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage zum Thema Datenschutz. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass gerade die klassische Spenderzielgruppe der Datensicherheit im Internet skeptisch gegenüber steht.

Am 25. Mai 2018 tritt nach jahrelangen Verhandlungen die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. Damit wird das Datenschutzrecht innerhalb der EU vereinheitlicht. Nur wenige Deutsche (15 Prozent) wissen darüber Bescheid, die meisten (80 Prozent) haben davon noch nichts gehört. Aus diesem Anlass haben das SINUS-Institut und YouGov in einer repräsentativen Studie gefragt, wie wichtig den Deutschen der Schutz ihrer Daten ist und was sie tun, um persönliche Informationen zu schützen.


Zweifel an Datenschutz im Internet

Der ständige und uneingeschränkte Zugang zum Internet bietet heutzutage viele Möglichkeiten: E-Mails abrufen, Nachrichten verschicken oder online einkaufen. Dabei ist eins ganz besonders wichtig: der Schutz persönlicher Daten. 93 Prozent der Deutschen sehen das so. Allerdings bezweifeln 56 Prozent, dass ihre persönlichen Informationen innerhalb und außerhalb des Internets ausreichend geschützt sind. Fast genauso viele haben das Gefühl, keine Kontrolle über ihre Daten im Internet zu haben. Die Frage über ausreichenden Datenschutz ist heutzutage so präsent wie nie. 64 Prozent finden sogar, dass man diesem Thema gar nicht genug Bedeutung zuschreiben kann. Dagegen finden nur 29 Prozent, dass dem Datenschutz mittlerweile eine zu hohe Wichtigkeit beigemessen wird.


Social-Media-Profile werden gesichert

Facebook, Twitter & Co. gehören für viele zum täglichen Gebrauch. Fast drei Viertel aller Deutschen nutzen mindestens ein Social-Media-Angebot. Dabei sind sie sich bewusst, dass Social-Media-Plattformen als „Datenkraken“ in der Kritik stehen. Um nicht allzu viel über sich preiszugeben, haben 82 Prozent der Social-Media-Nutzer in zumindest einem Portal die Privatsphäre-Einstellungen ihres Profils angepasst. Um online zu gehen nutzt über die Hälfte aller Deutschen (55 Prozent) einen Laptop mit integrierter Webcam. In Bezug auf den Datenschutz ist man dort allerdings nachlässiger. Nur zwei von fünf Laptop-Nutzern (39 Prozent) misstrauen dem elektronischen Auge und haben die integrierte Kamera daher abgeklebt. Die hier genannten Schutzmaßnahmen setzen eine gewisse Online-Kompetenz voraus. Allerdings sagen nur 60 Prozent der Deutschen, dass sie über die wichtigsten technischen Entwicklungen im Internet Bescheid wissen.


Spendenstarke Milieus eher skeptisch

Diese Online-Kompetenz variiert stark zwischen verschiedenen sozialen Milieus. So fühlt sich das Sinus-Milieu® der Performer, die technik- und IT-affine Leistungselite, in Sachen Internet deutlich kompetenter als etwa das ältere Traditionelle Milieu, das häufig der „guten alten, analogen Zeit“ nachtrauert (78 % bzw. 45 %). Gerade die letztere Gruppe ist aber für das Thema Spenden eher affin. Auch das für viele um Spenden bittende Organisationen so wichtige Postmaterielle Milieu ist eher zu den Skeptikern zu rechnen. Sie betonen zwar, dass die Chancen und Potenziale des Internets, etwa der freie Meinungsaustausch, nicht ohne institutionelle Sicherheitsmechanismen auskommen – jedoch sehen sie hier unabhängige Interessensverbände gefragt. Nichtstaatliche Organisationen gewährleisten aus ihrer Sicht am ehesten Transparenz und decken durch ihre Öffentlichkeitsarbeit Missstände sowie Sicherheitslücken auf.

Für Organisationen, die online Spenden erhalten wollen, sind das auf den erste Blick keine gute Nachrichten. Doch stellt sich die Frage, ob die ältere Zielgruppe, die im Sinus-Milieu eher zu den Digital-Outsiders gezählt werden, wirklich die Zielgruppe für Online-Fundraising ist. Vielleicht gilt es eher die Digital Immigrants, zu denen auch die Postmateriellen Skeptiker gehören, mit vertrauensvollen Maßnahmen wie Transparenz, konkreten Ansprechpartnern und Kontaktmöglichkeiten auf der Website oder Auswahlmöglichkeiten für weitere Kontaktaufnahmen zu überzeugen. Diese sind nämlich sogar besser über das Thema Datensicherheit informiert als die Digital Natives, die eher sorglos das Netz nutzen.

Die ausführlichen Ergebnisse der Vorgängerstudie von 2012 können beim SINUS-Institut eingesehen werden.

(Bilder: pxhere.com, SINUS/YouGOV 2017)

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