AKADEMISCHES

Frische Erkenntnisse über Stifter und Spender

Kurz vor Ende des Jahres 2015 veröffentlichten der Bundesverband Deutscher Stiftungen und der Deutsche Fundraisingverband aktuelle Zahlen, die einen Einblick in das Spenderverhalten und Stifterwillen in Deutschland geben. Der Trend ist nur teilweise erfreulich.

Stifter verfügen über hohe Vermögen
Stifter verfügen über hohe Vermögen

Fast 53 Prozent aller Stifterinnen und Stifter wollen ihrer Stiftung Geld vererben, 34 Prozent werden schon zu Lebzeiten das Kapital aufstocken. Dies sind Ergebnisse der Studie „Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement – Motive – Ansichten“, für die der Bundesverband Deutscher Stiftungen rund 700 Stiftende befragt hat. Bei dieser Untersuchung handelt es sich um die lang erwartete Fortschreibung der Stifterstudie von 2008, die seitdem ein Standardwerk über deutsche Stifter war.

„Mit der Befragung von fast 700 Stifterinnen und Stiftern können wir detailliert beschreiben, wer, warum, wofür und wie in Deutschland stiftet. Die Stifterstudie 2015 nimmt zudem die Zukunft der Stiftungen in den Blick. Fast 80 Prozent der Stifter, die zustiften wollen, planen, das bestehende Stiftungskapital mindestens zu verdoppeln. Rund 17 Prozent wollen das Kapital gar mehr als verzehnfachen. Damit stehen die Stiftungsvermögen in Deutschland vor einem immensen Wachstumsschub“, stellte der scheidende Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Prof. Dr. Hans Fleisch, bei einer Pressekonferenz in Berlin fest.


Idealistische Stiftermotive

Die Untersuchung ergab, dass sich 95 Prozent der Stiftenden auch nach der Gründung in ihrer eigenen Stiftung engagieren. Allerdings sind Erben unter den Stiftern überraschenderweise noch wenig vertreten. Die Studie beschreibt deutsche Stifterinnen und Stifter als tatkräftige Idealisten, die aus Verantwortungsbewusstsein heraus stiften (80 Prozent) und der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen (69 Prozent). Die meisten Befragten möchten, dass ihre Stiftung unabhängig von Trends agiert und staatliches Handeln ergänzt, aber nicht ersetzt (80 Prozent). Um ihre Stiftungsziele zu erreichen, packen Stifter selbst an. Sie stiften nicht nur Geld, sondern bringen auch Zeit und Erfahrungen ein: 93 Prozent der Befragten sind entweder Mitglied in einem Gremium oder in der Geschäftsführung ihrer Stiftung.


Frauen unterrepräsentiert

Das Alter, in dem Menschen stiften, hat sich erhöht. Jeder zweite befragte Stifter war bei Stiftungsgründung bereits Rentner. Auch die Frauenquote hat sich nicht verbessert. Zwar sind Frauen an Stiftungserrichtungen öfter beteiligt, aber die Gründung ist immer noch Männersache. Nur jede vierte Stiftung wurde ausschließlich von Frauen errichtet. Jeder zweite Stiftende hat keine Kinder und schafft sich mit der Stiftung eine geeignete Erbin. Das Vermögen stammt dabei meist aus selbst erwirtschaftetem Geld.

Die Studie „Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement – Motive – Ansichten.“ von Nina Leseberg und Karsten Timmer ist beim Bundesverband Deutscher Stiftungen als E-Pub kostenlos erhältlich.

Die Durchschnittsspendenhöhe steigt rekordverdächtig
Die Durchschnittsspendenhöhe steigt rekordverdächtig

Spendenmonitor wieder da

Lange war es ruhig geworden um den Deutschen Spendenmonitor von TNS-Infratest. Nur Organisationen, die sich an der Spenderbefragung finanziell beteiligten, hatten Zugriff auf die Ergebnisse. Durch eine Kooperation mit dem Deutschen Fundraisingverband werden nun wieder regelmäßig Daten veröffentlicht.

Wie schon die Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung und des Deutschen Spendenrates bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse des Spendenmonitors, dass immer weniger Menschen in Deutschland spenden. Nach 45 Prozent im Vorjahr haben sich 2015 nur 42 Prozent der Bundesbürger dazu entschieden, eine gemeinnützige Organisation zu unterstützen. Die Durchschnittsspende stieg dagegen in den vergangenen 12 Monaten von 128 auf 146 Euro. Auch die Gesamtsumme der Spenden (Geldspenden von Privatpersonen) wuchs um knapp 300 Millionen Euro. Besonders gravierend ist der Rückgang im mittleren Alterssegment zwischen 30 und 64 Jahren. Hier spendeten rund 5 bis 6 Prozent weniger als im Vorjahr.


Gefährlicher Trend

„Wer sich angesichts der aktuellen Zahlen über höhere Spendensummen freut, denkt zu kurzfristig“, sagt Arne Peper, Geschäftsführer des Deutschen Fundraising Verbands (DFRV). „Wenn dieser Trend anhält, werden die gemeinnützigen Organisationen in zehn Jahren große Probleme bekommen. Menschen im Alter von über 60 Jahren sind seit jeher die tragende Spendersäule der gemeinnützigen Organisationen. Kann man den natürlichen Schwund der Älteren nicht dadurch kompensieren, dass Jüngere an die Kultur des Gebens herangeführt werden, brechen notwendige Gelder für die Projekte weg“, warnt er.

Der Spendenmonitor deckt die 12 Monate vor Oktober 2015 ab und nimmt somit auch schon einen Teil der aktuellen Hilfswelle für die Flüchtlingshilfe mit. Bisher nicht spendende Menschen tendieren hierbei jedoch vermehrt zu Sachspenden, während aktive Geldspender weiterhin mit Geld unterstützen. Es bleibt abzuwarten, ob das zurzeit große Engagement in eine dauerhafte Unterstützung sozialer Projekte mündet. Die Ergebnisse des Spendenmonitors können hier heruntergeladen werden.

(Bild: Bundesverband Deutscher Stiftungen, TNS-INFRATEST/Deutscher Fundraising Verband)

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